Der Terrorangriff der Hamas auf Israel hat das Leben auch für Juden in Deutschland massiv verändert. In einer Befragung äußern viele ein stärkeres Gefühl von Unsicherheit. Viele ziehen daraus auch bereits Konsequenzen.
Eine deutliche Mehrheit unter den Juden in Deutschland fühlt sich seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel laut einer Umfrage unsicherer an ihrem Wohnort. 76 Prozent der Befragten hätten den Eindruck geäußert, es sei in ihrer Stadt unsicherer geworden, als Jude zu leben und sichtbar zu sein, sagte der Geschäftsführer des Zentralrats der Juden in Deutschland, Daniel Botmann, am Dienstag in Berlin. 38 Prozent gaben an, seit dem 7. Oktober 2023 häufiger darauf zu verzichten, jüdische Veranstaltungen zu besuchen, weil sie sich unsicherer fühlten.
Unter Frauen gaben dies 41 Prozent an, unter Männern 29 Prozent. Unter 40-Jährige und Familien mit Kindern seien Veranstaltungen nach eigenen Angaben häufiger ferngeblieben als ältere Menschen. Insgesamt am unsichersten hätten sich die befragten 16- bis 29-Jährigen gefühlt.
Bei den Zahlen handelt es sich Botmann zufolge um die ersten ausgewerteten Daten aus dem neuen “Gemeindebarometer”. Nach 2019 hat der Zentralrat zum zweiten Mal das Sozialforschungsinstitut Infas mit einer Befragung unter Jüdinnen und Juden in Deutschland beauftragt. Von Dezember 2023 bis April 2024 hätten sich 2.300 Menschen beteiligt.
Die Ereignisse vom 7. Oktober markierten “eine tiefe Zäsur für die jüdische Gemeinschaft in Deutschland”, sagte Botmann. “Jüdinnen und Juden erleben den öffentlichen Raum als zunehmend unsicher und haben vielfach Angst, sich als jüdisch zu erkennen zu geben.” Sorge bereite vielen auch die Frage, ob in Zukunft ein freies und sicheres Leben als Juden in Deutschland möglich sein werde. Botmann äußerte sich bei der Vorstellung der Jahresbilanz des Bundesverbands der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus.