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Umfrage: Junge Menschen zweifeln an politischem Engagement

Von Inflation bis mentaler Gesundheit: Gesellschaftliche Themen bewegen auch die Jugend. Gleichzeitig glauben viele Jüngere, ein politisches Engagement in diesen Fragen lohne nicht – aus verschiedenen Gründen.

Viele junge Menschen in Deutschland erkennen laut einer Umfrage keinen Sinn in politischem Engagement. Nur knapp jeder Fünfte glaubt daran, mit persönlichem Einsatz einen Unterschied bei wichtigen Themen machen zu können, wie die Bertelsmann-Stiftung am Donnerstag in Gütersloh mitteilte. Gleichzeitig hätten in der Studie “Junges Engagement für sozialen Wandel” rund zwei Drittel der Befragten im Alter zwischen 16 und 30 Jahren erklärt, grundsätzlich zum Engagement bereit zu sein. Nach Auffassung der Stiftung muss die Politik daher mehr Beteiligungsmöglichkeiten schaffen.

Themen, die Jüngere besonders interessieren, seien etwa Frieden, mentale Gesundheit, Bildung und Inflation. Zugleich fehlten ihnen Anreize, um sich für ihre Belange zu engagieren. Als Hürden für politischen Einsatz sehen 43 Prozent, dass sie nicht wissen, wo oder wie sie sich einbringen können. Die Hälfte der Befragten sei der Ansicht, für Jüngere gebe es abseits der Wahlen zu wenige Beteiligungsmöglichkeiten. Weniger als jeder Zehnte glaubt, dass Parteien offen sind für Ideen junger Menschen. Noch weniger sind überzeugt, dass Politiker ihre Sorgen ernst nehmen. Rund 40 Prozent glauben, gesellschaftliche Probleme ließen sich ohnehin nicht ändern.

Laut Stiftung erwächst das fehlende Engagement der Jugend nicht aus einer Ablehnung der Demokratie. 61 Prozent der Befragten seien der Auffassung, die Demokratie sei trotz Schwächen die bestmögliche Regierungsform. Allerdings habe fast die Hälfte Unzufriedenheit mit der Art und Weise geäußert, wie die Demokratie im Land funktioniert. Im Osten sei dieser Anteil höher als im Westen.

Die besten Chancen für Engagement sehen die Befragten der Stiftung zufolge im unmittelbaren Umfeld. Junge Leute glaubten, lokal mehr bewegen können als national. Zudem fühlten sie sich lokal mehr in Verantwortung, politische Veränderungen zu bewirken.

Die Stiftung empfahl niedrigschwellige Beteiligungsmöglichkeiten. Lokalpolitiker sollten das Gespräch mit der Jugend suchen. Es helfe etwa, sie in der Diskussion zu Themen einzubinden, die ihnen vor Ort wichtig sind, wie Glasfaserausbau oder die Gestaltung von Sport- und Freizeitanlagen. Auch Gremien wie Jugendbeiräte könnten junge Menschen stärker beteiligen.

Nach Angaben der Stiftung wurden für die Studie 2.532 Deutsche im Alter zwischen 16 und 30 Jahren repräsentativ befragt. Die Befragung sei online zwischen dem 13. und 29. März erfolgt.