Gut jeder Vierte ist schon einmal wegen Stress im Job ausgefallen: Der Druck am Arbeitsplatz steigt. Hauptgrund dafür ist laut einer Umfrage aber nicht etwa der Chef oder ständige Mehrarbeit.
Fast die Hälfte der Berufstätigen in Deutschland fühlt sich im Job häufig oder sehr häufig unter Stress. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage hervor, die die Krankenkasse KKH am Donnerstag in Hannover veröffentlichte. 28 Prozent der rund 1.000 Befragten gaben an, häufig gestresst zu sein, 15 Prozent sehr häufig. Dabei fühlten sich nach eigenem Bekunden deutlich mehr Frauen als Männer sehr häufig gestresst (20 zu 11 Prozent).
Als Grund nannten die meisten Befragten (65 Prozent) den Anspruch, Aufgaben bestmöglich zu erledigen. Auf Platz zwei landete Zeitdruck (62 Prozent). Erst mit einigem Abstand folgten die Erwartungshaltungen anderer (40 Prozent). Gut jeder vierte Erwerbstätige (28 Prozent) gab an, wegen hohen Drucks und Belastungen schon einmal im Berufsleben ausgefallen zu sein.
Die Kasse warnte, Stress könne häufig zu psychischen Krankheiten führen, wie depressiven Episoden und Burnout. Die Fehlzeiten wegen psychischer Leiden seien unter ihren Versicherten auf einem Rekordhoch.
“Unsere Umfrage zeigt, dass Stress sehr individuell wahrgenommen und stark von der eigenen Einstellung beeinflusst wird”, erklärte KKH-Arbeitspsychologin Antje Judick. Das sei zunächst eine gute Nachricht, denn daran ließe sich auch ohne direkte Veränderungen im Job oder an den Rahmenbedingungen arbeiten.
Dennoch ist der Druck von außen laut der Expertin nicht zu vernachlässigen. Stress gelte in der heutigen Leistungsgesellschaft häufig als Statussymbol und Perfektionismus als ein Zeichen von Leistungsfähigkeit. Darüber hinaus hätten sich die ständige Erreichbarkeit per Smartphone und Co. und die immer stärker verschwimmenden Grenzen zwischen Beruf und Privatleben mittlerweile wie selbstverständlich etabliert.
Dass Frauen häufiger betroffen sind als Männer, wundert Judick nicht, vor allem mit Blick auf eine Doppelbelastung mit Familie und Beruf und deren Ausgestaltung in der Gesellschaft. Frauen wollten und sollten heutzutage nicht nur in ihrer Rolle als Mutter glänzen und großartige Freizeitaktivitäten organisieren, sondern auch eine perfekte Karriere machen. Der Druck sei also immens.
Die Umfrage wurde im Auftrag der Kasse vom Meinungsforschungsinstitut Forsa durchgeführt. Es hat vom 1. bis 8. Juli deutschlandweit 1.001 Erwerbstätige im Alter von 18 bis 70 Jahren telefonisch befragt.