Eine Umfrage zum Weltfrauentag zeigt, dass die Gleichberechtigung in Deutschland zwar grundsätzlich auf einem guten Weg ist. Die jüngeren Generationen sind dabei aber nicht so fortschrittlich wie vermutet.
Männer, die auf ihre Kinder aufpassen, statt der Karriere nachzugehen – nach einer aktuellen Studie denken die Baby-Boomer in der Care-Arbeit fortschrittlicher als die jüngeren Generationen: Diese finden das zu einem größeren Anteil unmännlich als ihre Eltern und Großeltern. Zu diesem Schluss kommt eine am Mittwoch in Hamburg veröffentlichte repräsentative Umfrage zum Weltfrauentag am 8. März.
Dabei ist die Gleichberechtigung grundsätzlich auf einem guten Weg, wie es hieß: Ob ein Mann oder eine Frau an der Spitze von Staat oder Unternehmen steht, ist demnach für zwei von drei Bundesbürgern nicht relevant. 65 Prozent haben keine Geschlechterpräferenz bei politischen Führungskräften, bei den Vorgesetzten im Job sind es 67 Prozent.
Dass ein Mann, der zu Hause bleibt und sich um die Kinder kümmert, nicht wirklich ein Mann ist – dem stimmt in Deutschland zwar nur jeder Fünfte (21 Prozent) zu. Der Blick auf die Generationen offenbart laut Befragung indes deutliche Brüche: Während sich nur 8 Prozent der Baby-Boomer dieser Meinung anschließen, sehen mehr als ein Drittel der Millennials (35 Prozent) und ein Viertel der Gen Z (26 Prozent) die Männlichkeit durch Care-Arbeit bedroht; in der Generation X ist es jeder Fünfte (18 Prozent).
Auch in der globalen Betrachtung sind es die jüngeren Befragten, die am ehesten einen Verlust von Männlichkeit befürchten. Sie sind auch häufiger der Ansicht, dass die Emanzipation weit genug fortgeschritten sei: Eine klare Mehrheit der Generation Z (57 Prozent) bzw. Millennials (59 Prozent) vertritt diese Meinung; bei den Boomern sind es nur zwei von fünf Befragten (43 Prozent).
Die Generation Baby-Boomer umfasst die zwischen 1946 und 1964 Geborenen. Es folgt die Generation X (1965 bis 1979), die Generation Y oder auch “Millennials” (1980 bis 1995) sowie die Generation Z (1996 bis 2010).
Grundsätzlich werden die fortdauernden Bemühungen um Gleichberechtigung von Frauen nicht nur positiv gesehen: Dass hinsichtlich der Gleichstellung genug getan wurde, findet heute in Deutschland bereits jeder Zweite (49 Prozent); im Jahr 2019 stimmte nur jeder dritte Bundesbürger zu (35 Prozent).
Hier zeigen sich in der Befragung Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Während 60 Prozent der Männer der Ansicht sind, dass es nun reicht, sehen das nur 38 Prozent der Frauen so. 45 Prozent der deutschen Männer sind demnach davon überzeugt, dass die Förderung der Gleichstellung inzwischen so weit gegangen ist, dass nun Männer diskriminiert werden; das hingegen glauben nur 29 Prozent der Frauen.
Trotzdem ist jeder zweite Mann (52 Prozent) der Meinung, dass Frauen in Deutschland keine Gleichstellung erreichen werden, wenn nicht auch Männer für die Rechte der Frauen kämpfen. Unter den Frauen stimmen 64 Prozent dieser Aussage zu.
Bei der Online-Umfrage wurden mehr als 24.000 Personen im Alter zwischen 16 und 74 Jahren aus 31 Ländern, darunter Frankreich, USA, Italien und Indien. In Deutschland umfasste die Stichprobe des Markt- und Meinungsforschungsinstitut Ipsos etwa 1.000 Personen.