Die Forderung nach jüdischem Gebet auf dem Tempelberg in Jerusalem sorgt regelmäßig für Streit. Jetzt schaltete eine ultraorthodoxe Zeitung eine Anzeige dagegen – auf Arabisch und auf der Titelseite.
Mit einem Aufmacher auf Arabisch hat sich die strengreligiös-jüdische Zeitung “Yated Ne’eman” am Dienstagmorgen gegen umstrittene Aussagen des rechtsradikalen Ministers für Nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir (Jüdische Stärke), zum Tempelberg gestellt. Es sei bekannt, dass nach jüdischem Religionsrecht über Generationen hinweg “der jüdische Aufstieg zum Tempelberg, der von den Muslimen als ‘Al-Aksa-Gelände’ bezeichnet wird, streng verboten ist”, heißt es darin laut israelischen Medienberichten. Mit seinen Aussagen, das jüdische Gebet auf dem Tempelberg, arabisch Haram al-Scharif, sei erlaubt, gefährde Ben-Gvir die Bewohner Israels.
Ben-Gvir hatte zuletzt am Montag seine Haltung bekräftigt, Juden und Muslime seien rechtlich gleichgestellt und entsprechend sei jüdisches Gebet an der heiligen Stätte erlaubt. Ferner sagte er, er würde auf dem Tempelberg eine Synagoge einrichten.
Die Aussagen Ben-Gvirs sorgten für breite Kritik aus der israelischen Politik. Innenminister Mosche Arbel forderte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu laut Medienberichten dazu auf, Ben-Gvir für seine unverantwortlichen Aussagen in die Schranken zu weisen. Sie gefährdeten Israels strategische Allianz mit muslimischen Ländern “im Kampf gegen die iranische Achse des Bösen” und könnten Menschenleben kosten.
Netanjahus Büro teilte unterdessen mit, dass es “keine Änderung des Status quo auf dem Tempelberg” gebe.
Der geltende Status Quo gestattet Nichtmuslimen den Besuch, das öffentliche Gebet auf dem Tempelberg ist Muslimen vorbehalten. Die meisten Rabbiner, darunter das Oberrabbinat des Landes, verbieten das Betreten der Stätte. Begründet wird dies mit dem Allerheiligsten. Da niemand seinen genauen Standort kenne, könnte aus Versehen im Zustand der rituellen Unreinheit heiliger Boden betreten werden.
Der Tempelberg ist für Juden, Muslime und Christen eine wichtige heilige Stätte. Bis zur Zerstörung durch die Römer im Jahr 70 befand sich an dieser Stelle der jüdische Tempel, zentrales Heiligtum Israels. Zahlreiche biblische und religiöse Überlieferungen wie die Erschaffung Adams und Evas, die Opferung Isaaks oder aufseiten des Islam die Himmelsreise Mohammeds sind mit dem Ort verbunden.