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Ukrainischer Bischof ruft geflüchtete Männer zu Rückkehr auf

Odessas Bischof hat zwar Verständnis für ukrainische Männer, die wegen des russischen Angriffskriegs lieber in Deutschland leben wollen. Dennoch richtet er einen emotionalen Appell an sie.

Der katholische Bischof von Odessa-Simferopol, Stanislaw Szyrokoradiuk, ruft wehrfähige Landsmänner, die nach Deutschland geflüchtet sind, zur Rückkehr in die Ukraine auf. “Wenn wir unsere Heimat lieben, sollten wir sie gemeinsam verteidigen”, sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA, Donnerstag). Das gelte besonders, wenn die Lage schwierig sei.

Er verstehe zwar, dass sich viele ukrainische Männer nach einem normalen Leben in Europa sehnten. Aber zugleich kenne er andere junge Männer, die seit mehr als zwei Jahren an der Front im Krieg gegen Russland kämpften. Das sei ungerecht, so Szyrokoradiuk.

Die Bevölkerung in seinem Bistum sei sehr dankbar, dass viele katholische Priester geblieben seien, selbst in besetzten Gebieten. “Die Leute brauchen heute mehr geistlich-moralische Unterstützung als je zuvor.” Dabei spiele die Kirche eine wichtige Rolle.

In Odessa sei die Lage trotz anhaltender Bombardements einigermaßen gut, das Verteidigungssystem intakt. Wenn er aber an die ebenfalls in seinem Bistum gelegene Stadt Cherson denke, “möchte ich einfach weinen”, so der Bischof. Wohnblöcke, Krankenhäuser, Schulen – alles sei zerstört; “das ist ein echter Völkermord”.

Szyrokoradiuk äußerte sich im Anschluss an einen Besuch der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen. Dort traf er Nathanael Liminski (CDU), NRW-Minister für Internationales. Bei den Gesprächen mit der Landesregierung ging es um gemeinsame Hilfsinitiativen für die unter dem Krieg leidende Bevölkerung in der Ukraine.

Anlass für den Deutschland-Besuch des Bischofs ist die Pfingstaktion des katholischen Osteuropa-Hilfswerks Renovabis. Unter dem Motto “Damit Frieden wächst – DU machst den Unterschied” wird sie am Sonntag mit einem Gottesdienst im Dom von Münster eröffnet.