An diesem Sonntag wählen wir einen neuen Bundestag. Wenn das keine gute Nachricht ist! Zum einen, weil Wahlen das Herz von Demokratien sind. Und zum anderen, weil wir es dann geschafft haben und uns keine weiteren TV-Debatten mehr ansehen müssen. Duell, Quadrell, Bürger fragen, Schlussrunde der Spitzenkandidaten – die Sache hat sich glücklicherweise erledigt.
Zugegeben: Der vorgezogene Termin hat dazu geführt, dass der Wahlkampf dicht wie selten gewesen ist und die TV-Debatten entsprechend getaktet gewesen sind. So konnte man am Ende schon manche Sätze mitsprechen: etwa wenn CDU-Kandidat Friedrich Merz wieder zum Besten gab, dass pro Monat immer noch zu viele Flüchtlinge ins Land kommen würden oder wenn Noch-Kanzler Olaf Scholz das Bürgergeld verteidigte. Überhaupt Scholz: Jetzt, wo für ihn alles verloren ist, blühte er in den Duellen auf. Mit einer solchen Energie hätte er besser mal in den vergangenen drei Jahren regiert, dann sähe die Sache jetzt möglicherweise anders aus.
TV-Quadrell vor Bundestagswahl: Der Faktencheck hat viel zu tun
Alle Fernsehdebatten hatten ein großes Problem: Viel zu oft ging Halbseidenes oder sogar Unwahres durch. Als AfD-Kandidatin Alice Weidel im RTL-Quadrell wieder mal ausgeholt hatte, sagte Robert Habeck spontan: “Jetzt hat der Faktencheck viel zu tun.” Es war ein Hinweis darauf, wo ein solcher Faktencheck hingehört: direkt in die Sendung. Wenn man hinterher erst eine Website anklicken muss, ist es zu spät. Dann sind die Lügen längst in der Welt.

Deshalb kann der Rat an die TV-Sender nur lauten: Bitte zeichnet die Sendungen künftig nachmittags auf und strahlt sie abends aus – inklusive Live-Faktencheck. So lassen sich Lügen sofort entlarven, ganz einfach mit Einblendungen. Wenn dann die Frau mit der apathischen Lache wieder behauptet, Deutschland habe weltweit die höchsten Strompreise (Blödsinn) oder Atomkraft sei billiger als Windkraft (totaler Blödsinn), werden einfach die korrekten Zahlen eingeblendet. Und wenn Scholz und Habeck angeben, die Zahl der Abschiebungen habe zugenommen, ließe sich leicht ergänzen, um wie viel (oder wie wenig) es denn geht.
.@c_lindner: „Ich habe zu wenig Sendezeit im ZDF.“@dunjahayali: „Sie waren doch erst gestern Abend zu Gast!“
Lindner: „Ja. Bei der Runde der ganz kleinen nach 22.00 Uhr!“
Hayali: „Sie sind klein!“
🫳
🎤 pic.twitter.com/1PXtjrmqE9— Nurder Koch (@NurderK) February 7, 2025
Meistens waren es aber die TV-Momente abseits der Duelle, die im Gedächtnis blieben. Neulich im Frühstücksfernsehen beschwerte sich Christian Lindner darüber, dass er ja “nur bei den Kleinen” eingeladen würde. “Sie sind klein, Herr Lindner! Vier Prozent”, antwortete ZDF-Moderatorin Dunja Hayali. Das Video dazu ist in den sozialen Medien durch die Decke gegangen.