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TU-Präsidentin tritt nicht zurück

“An meinen Fehlern werde ich arbeiten”: Die Präsidentin der Technischen Universität (TU) Berlin, Geraldine Rauch, will im Amt beiben. Die Mehrheit des Akademischen Senats ist aber für einen Rücktritt.

Geraldine Rauch (41) will nach ihren Angaben nicht von ihrem Amt als Präsidentin der Technischen Universität (TU) Berlin zurücktreten. “Der Akademische Senat hat keinen Abwahlantrag gestellt. In einem Meinungsbild sprachen sich 13 Senator*innen für meinen Rücktritt und 12 Senator*innen dagegen aus”, teilte Rauch am Donnerstagnachmittag auf der Website der TU mit. Die Debatte sei konstruktiv gewesen. “Mich haben viele Aufrufe und Stellungnahmen erreicht, die mich auffordern zu bleiben. Ich trete nicht zurück. An meinen Fehlern werde ich arbeiten.”

Rauch hatte mit Likes für antisemitische Posts zum Gazakrieg auf der Plattform X einen Eklat ausgelöst.

Am Mittwoch hatte sie dem Akademischen Senat (AS) der Universität mitgeteilt, dass sie ein Disziplinarverfahren bei der Senatsverwaltung für Wissenschaft gegen sich selbst beantragt hat, wie der “Tagesspiegel” berichtete. Der AS hatte der Wissenschaftlerin ein internes Meinungsbild seiner Mitglieder übermittelt, ob sie von ihrem Posten als TU-Präsidentin zurücktreten solle. Daraufhin hatte Rauch 24 Stunden Zeit, eine eigene Entscheidung zu treffen.

TU-Präsidentin Rauch war am Donnerstag auch kurz Thema in der Debatte zur Regierungserklärung: Unionsfraktionschef Friedrich Merz (CDU) sagte im Bundestag, Antisemitismus dürfe in der Gesellschaft keinen Platz haben. Wenn dem aber so sei, dürfe für die TU-Präsidentin im Zukunftsrat im Bundeskanzleramt nichts anderes gelten. Er gehe davon aus, dass Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) spätestens zum Wochenende die Konsequenzen aus den antisemitischen Vorfällen ziehe und Geraldine Rauch das Gremium verlassen müsse. Der von Scholz berufene Zukunftsrat soll technologische Entwicklungen und Innovationen in den Blick nehmen und dazu Empfehlungen abgeben.

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hatte bereits Ende vergangener Woche zu erkennen gegeben, dass er einen Rücktritt Rauchs für unausweichlich halte. Das hatte die “Bild”-Zeitung unter Berufung auf Senatskreise berichtet.

Auch von Seiten des Zentralrats der Juden in Deutschland gab es deutliche Kritik an Rauchs Social-Media-Verhalten und Krisenmanagement. Eine erste öffentliche Entschuldigung der Wissenschaftlerin für das Posten hatte Zentralratspräsident Josef Schuster als nicht glaubwürdig bezeichnet. Die TU-Präsidentin baue auf “Ausflüchte”, sagte Schuster vor einer Woche. Er kritisierte in diesem Zusammenhang auch die Ernennung des Historikers Uffa Jensen zum TU-Antisemitismusbeauftragten.