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Tschechiens erste Rabbinerin: Dem Judentum das Exotische nehmen

Kamila Koprivova, Tschechiens erste Rabbinerin, will mit besseren Informationen über das Judentum gegen Hass und Vorurteile kämpfen. “Es ist kein Geheimnis, dass der Antisemitismus in Europa stärker wird. Das macht mir natürlich Sorgen”, sagte die Anfang September ordinierte jüdische Geistliche laut “Radio Prag” (Mittwoch). “Deswegen müssen wir miteinander darüber reden und immer wieder betonen, dass solch ein Verhalten nicht in Ordnung ist”, so die junge Frau. “Wir müssen den öffentlichen Raum vor Antisemitismus schützen und definieren, welche Aussagen zulässig sind und welche nicht.”

Koprivova hatte in Sozialen Netzwerken als “Rabbinerin in Ausbildung” über ihr Studium am Abraham-Geiger-Kolleg in Potsdam, in Jerusalem und London berichtet und viele Follower gewonnen. Das wolle sie auch neben ihrer Arbeit als Zweite Rabbinerin in der Londoner Westminster-Synagoge fortsetzen: “Wir Juden möchten nicht als etwas Eigenartiges oder Außergewöhnliches angesehen werden. Wir führen ein normales Leben. Und dass manche auf uns als etwas eher Exotisches blicken, könnte eine Menge Leute auch beleidigen. Darum ist es für mich wichtig zu erklären, dass der jüdische Glaube etwas ganz Normales ist. Und man muss ihn auch nicht unbedingt als etwas Ultra-Interessantes betrachten”, betonte sie.

Immerhin sei Religion an sich für viele in ihrer Heimat kein Tabuthema mehr, sondern Gegenstand für Diskussionen, erklärte die junge Frau. Dennoch verfüge der Durchschnitts-Bürger in dem ehemals kommunistischen Land nur über geringes Wissen sowohl über das Judentum als auch das Christentum. Darum wolle sie weiter öffentlich über ihre Religion reden – auch als Reaktion auf manche an Antisemitismus grenzende Internet-Kommentare, so die Rabbinerin. In persönlichen Begegnungen habe sie so etwas aber noch nicht erlebt, sagte Koprivova.