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Trotz Steuerplus – Inflation lässt Einnahmen der Kirchen sinken

Die Kirchen verlieren massenhaft Mitglieder. Bisher aber sind die Steuereinnahmen trotzdem noch gestiegen. Allerdings sorgt die Inflation für sinkende Spielräume, stellen Experten fest. Die rosigen Zeiten sind vorbei.

Trotz gestiegener Kirchensteuereinnahmen müssen die Kirchen in Deutschland mit weniger Geld auskommen. Schuld daran ist die hohe Inflation. Im Vergleich zum Vorjahr seien die Einnahmen aus Kirchensteuern 2023 inflationsbereinigt um fünf Prozent zurückgegangen, heißt es in Berechnungen des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln (IW), die der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegen. Zuerst hatte der “Spiegel” darüber berichtet.

Bereits seit 2019 seien die Kirchensteuereinnahmen real gesunken, heißt es. Die Wirtschaftsexperten erwarten allerdings, dass sich die Negativspirale in den kommenden Jahren etwas abschwächen könnte. Dann könnten die Einnahmen bis 2028 auch inflationsbereinigt wieder leicht ansteigen.

Den Berechnungen des IW zufolge nahmen die evangelische und die katholische Kirche 2023 mit voraussichtlich 13,3 Milliarden Euro zwar nominal 1,5 Prozent mehr an Kirchensteuern ein als 2022: Die katholische Kirche kam demnach auf 7, die evangelische auf 6,3 Milliarden Euro. Doch durch die Teuerung hat sich die Lage für beide laut der Studie tatsächlich verschlechtert.

Daneben belastet die Alterung der Mitglieder die Kirchenkassen langfristig. “Rentner zahlen meist weniger Steuern”, erklärt Tobias Hentze, der am IW zu Staat, Steuern und sozialer Sicherung forscht. Zudem spürten die Kirchen die anhaltenden Austritte. 2022 sank die Mitgliederzahl der beiden großen Kirchen in Deutschland durch Austritte und Tod um 900.000 auf 40,1 Millionen.

Nur dank der gestiegenen Einkommen sehe die Lage nicht noch verheerender aus, heißt es weiter. Langfristig können nach Einschätzung des Instituts weitere Lohnzuwächse den Schwund jedoch nicht ausgleichen. Noch könnten viele Lücken durch Rücklagen und Vermögen geschlossen werden, schreiben die Studienautoren. “Das kann helfen, Härten abzufedern”, sagt Hentze. An die Substanz zu gehen, sei dauerhaft aber keine Lösung. Die Kirchen sollten sich deshalb auf sinkende Steuereinnahmen einstellen und sparen.

“Die Kirchenfinanzen werden keine rosigen Zeiten mehr sehen “, bilanziert der IW-Finanzexperte. “Der wirkliche Einbruch bei den Einnahmen kommt sogar erst noch.”

Bis 2028 rechnet die Studie aber zunächst einmal mit auch inflationsbereinigt leicht steigenden Einnahmen. “In den kommenden Jahren dürften sich die Löhne an die Inflation anpassen, zudem laufen 2024 die steuerfreien Inflationsausgleichsprämien aus”, heißt es.

Die Kirchensteuer wird anhand der Höhe der Einkommensteuer berechnet. In Baden-Württemberg und Bayern sind darauf acht, im Rest des Landes neun Prozent zusätzlich fällig.