Im Alter von 75 Jahren ist die Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde Sachsen, Nora Goldenbogen, gestorben. Hochrangige Vertreter aus Politik und Kirche bekundeten ihr Beileid und würdigten ihr Wirken.
Die Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Sachsen, Nora Goldenbogen, ist im Alter von 75 Jahren gestorben. Ihr Tod am Dienstag löste breite Trauer aus. Spitzenvertreter aus Politik und Religion würdigten ihr langjähriges Engagement. Von 2003 bis 2020 war Goldenbogen Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Dresden, seit 2017 zudem Vorsitzende des Landesverbandes.
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, würdigte Goldenbogen als “eine prägende Stimme für die jüdische Gemeinschaft und eine unermüdliche Kämpferin gegen Antisemitismus und das Vergessen”. Ihr Engagement für Dialog und Verständigung werde ein bleibendes Vorbild sein. “Mit ihr geht eine der großen Jüdinnen Ostdeutschlands.”
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) nannte sie eine herausragende Persönlichkeit, starke Stimme gegen Diskriminierung und Brückenbauerin zwischen Gemeinschaften: “Mit unermüdlichem Einsatz förderte sie den interkulturellen Dialog, setzte sich gegen Antisemitismus ein und leistete bedeutende Arbeit zur Aufarbeitung der Geschichte. Ihr Wirken hat jüdische Kultur und Identität in der Region nachhaltig geprägt.”
Kultusminister Christian Piwarz (CDU) erklärte: “Sie zeichnete sich durch die besondere Gabe aus, die Anliegen der jüdischen Gemeinschaft aus einem von persönlichem Erleben geprägten tiefen Verständnis historischer und gesellschaftlicher Zusammenhänge heraus zu vermitteln.” Nicht zuletzt ihrem Engagement, ihrer Forschungs- und Bildungsarbeit sei es zu verdanken, dass Sachsen über eine lebendige Erinnerungskultur und offene Räume für die Vielfalt jüdischen Lebens verfüge.
Dresdens katholischer Bischof Heinrich Timmerevers betonte: “Sie erhob ihre Stimme deutlich gegen die Verschiebung der Grenzen des politischen Diskurses nach rechts. Sie engagierte sich gegen Antisemitismus, Rassismus und Fremdenhass und für eine Verbesserung des gesellschaftlichen Klimas.” Die christlichen Kirchen habe mit den jüdischen Gemeinden auch in der Person Nora Goldenbogen dabei eine enge Zusammenarbeit verbunden.
Die Lehrerin und promovierte Historikerin wurde 1949 in Dresden geboren. Für die Jüdische Kultusgemeinde saß sie auch im MDR-Rundfunkrat. Goldenborgen veröffentlichte zudem zahlreiche Abhandlungen zur Geschichte der Juden und Jüdinnen in Dresden, Sachsen und der DDR sowie über die Lebensgeschichte ihrer Eltern. Der Vater überlebte das KZ Sachsenhausen, die Mutter die Verfolgung im rumänischen Bukarest.