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Tödlicher Rekord bei selbstlosem Einsatz von humanitären Helfern

Hunger in Gaza, Gewalt in Sudan, Kälte in der Ukraine – Humanitäre Helfer sind dort oft die letzte Hoffnung. Zuletzt starben jedoch mehr Helfer denn je.

Verschleppt und getötet – dabei wollen sie helfen: 2023 gilt als tödlichstes Jahr für humanitäre Helferinnen und Helfer in jüngster Zeit. Laut dem Projekt Aid Worker Security Database kamen weltweit mindestens 270 von ihnen ums Leben. Zum Welttag der humanitären Hilfe am Montag fordern Organisationen und Politiker mehr Schutz und Anerkennung für die Engagierten.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) beteuerte die Unterstützung Deutschlands für humanitäre Helferinnen und Helfer. “Ihr selbstloser Einsatz schenkt denen Hoffnung, die keine mehr haben. Ihre mutige Entschlossenheit zeigt Menschlichkeit, wo eigentlich niemand mehr daran glaubt”, sagte Baerbock.

Es sei beschämend, dass gerade solche Helfer, die unter besonderem Schutz des humanitären Völkerrechts stünden, oft selbst ins Kreuzfeuer von Konfliktparteien gerieten. Weltweit seien rund 363 Millionen Frauen, Männer, Kinder auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Die Diakonie Katastrophenhilfe beklagte am Sonntag: “Obwohl das humanitäre Prinzip der Neutralität die Grundlage unserer Arbeit ist, wird es von Konfliktparteien zunehmend missachtet. Das gefährdet das Leben von Helfenden und die Zivilbevölkerung in Kriegsgebieten, die auf humanitäre Hilfe angewiesen ist”, sagte Leiter Martin Keßler.

Die Zahlen zu getöteten Helfern weltweit seien erschütternd, aber nur ein Ausschnitt des Problems: “Die erhobenen Daten spiegeln die Zahl derer wider, die in den jeweiligen Ländern und von Organisationen gemeldet wurden. Wir müssen leider von einer hohen Dunkelziffer ausgehen, die gar nicht erst erfasst werden”, so Keßler.

Die UNO-Flüchtlingshilfe lenkte zum Welttag den Fokus auf den Sudan, wo Gewalt, Überschwemmungen und Hungersnot das Leben von Millionen bedrohen. “Angesicht der katastrophalen Situation ist die Widerstandsfähigkeit der Menschen im Sudan beeindruckend. Und doch können nur Nothilfe und die Aussicht auf Frieden den Menschen eine Perspektive geben”, so Peter Ruhenstroth-Bauer, Nationaler Direktor der UNO-Flüchtlingshilfe, dem deutschen Partner des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR.

Die Hilfsorganisation Care beklagte bereits am Freitag, dass die Mehrheit der seit Januar 2023 verzeichneten Angriffe nationales Personal betreffe. Lediglich fünf Prozent der Todesfälle entfielen auf internationale Kräfte. Örtliche Hilfskräfte trügen die Hauptlast der humanitären Arbeit und seien entscheidend für den Erfolg von Hilfsmaßnahmen, hieß es. Die negative Entwicklung setze sich in diesem Jahr fort: Seit Januar seien 176 Hilfskräfte getötet worden, darunter 121 im Westjordanland und im Gazastreifen.

Auch Caritas international betonte im Vorfeld des jährlich am 19. August begangenen Welttags: “Unsere humanitären Helfer werden immer öfter zur Zielscheibe von Angriffen”, so der Leiter der Hilfsorganisation, Oliver Müller. Als Ursachen für die Gewalt gegen Helfer beschrieb er zumeist politische oder ideologische Gründe. Manchmal sollten unliebsame Augenzeugen beseitigt werden, oder Kriminelle versuchten, mit Entführungen Geld zu erpressen.