Die Gesellschaft zum Schutz der Wölfe zeigt sich erleichtert über den Beschluss des niedersächsischen Oberverwaltungsgerichts (OVG), wonach die vom Landkreis Aurich im Rahmen des sogenannten Schnellabschussverfahrens angeordnete Tötung eines Wolfes untersagt bleibt. Damit sei zum wiederholten Mal ein Entnahmeantrag aus Niedersachsen gerichtlich gestoppt worden, sagte die Vorsitzende des in Essen ansässigen Tierschutzvereins, Nicole Kronauer, am Sonnabend.
Ausgelöst hatten das Verfahren Risse am Hauptdeich von Dornum im Juni. Dort waren vier Deichschafe durch einen Wolf getötet und vier weitere Schafe verletzt wurden. Die Landkreisverwaltung führte im Zusammenhang mit der Abschussgenehmigung ein „wiederkehrendes problematisches Rissverhalten“ an. Das Schnellabschussverfahren erlaubt in Gebieten mit erhöhtem Rissaufkommen den Abschuss eines Wolfes innerhalb eines Radius von 1.000 Metern um und in einem Zeitraum von 21 Tagen nach dem letzten Rissereignis. Die vom Kreis Aurich erteilte Abschussgenehmigung wäre an diesem Sonntag (21. Juli) ausgelaufen.
Die Gesellschaft zum Schutz der Wölfe hatte gegen die Genehmigung geklagt. Daraufhin hatte zunächst das Verwaltungsgericht Oldenburg den Vollzug der Anordnung gestoppt, der Kreis legte Beschwerde ein. Das OVG bestätigte am Freitag den Beschluss der Vorinstanz, wonach die Voraussetzungen für eine Ausnahmegenehmigung nicht erfüllt sind. Der Landkreis habe nicht hinreichend geprüft, ob andere Maßnahmen zum Herdenschutz auf dem Deich in Betracht kämen, etwa durch die Errichtung von mobilen Zäunen. Zudem hätten die Behörden nach europäischem Artenschutzrecht nachzuweisen, dass es unter Berücksichtigung wissenschaftlicher und technischer Erkenntnisse im konkreten Fall keine anderweitige zufriedenstellende Lösung als die der Entnahme gebe.
Statt auf Abschüsse vermeintlicher „Problemwölfe“ setzt die Gesellschaft zum Schutz der Wölfe weiter auf Kooperation beim Herdenschutz. „Nur durch massive Unterstützung der Weidetierhaltenden werden wir das Problem von Wolfsrissen bewältigen können“, sagte Kronauer. Jörg Zidorn, Ansprechpartner des Vereins für Niedersachsen, fügte an: Das Umweltministerium in Hannover müsse endlich eine Kehrtwende vollziehen und Energie, Zeit und Geld in den Herdenschutz und nicht in „konstruierte Schnellabschüsse“ investieren.