Es gebe in der katholischen Kirche “eine Menge Reformbedarf”, sagt der Tübinger Theologe Peter Hünermann. Eine Weihe von Diakoninnen sei überfällig. Am Freitag wird der renommierte Dogmatiker 95 Jahre alt.
Der katholische Theologe Peter Hünermann wird am Freitag 95 Jahre alt. Er war von 1982 bis zu seiner Emeritierung 1997 Professor für katholische Dogmatik an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Von 1971 bis 1982 lehrte er an der Universität Münster. Hünermann ist Gründungs- und Ehrenpräsident der “Europäischen Gesellschaft für katholische Theologie”.
Nach wie vor mischt er sich in tagesaktuelle Fragen ein. Auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Stuttgart sagte Hünermann vor seinem 95. Geburtstag: “Die Kirche befindet sich in einer massiven Krise, weil der Glaube an Gott in der Öffentlichkeit nicht mehr genug sichtbar wird.” Es gibt zudem “eine Menge Reformbedarf”, sagte der Theologe. Eine Weihe von Diakoninnen sei überfällig. “Das ist spruchreif, hier ist eine Entscheidung notwendig”, betonte er.
Hünermann war von 1994 bis 2019 Herausgeber der im Herder-Verlag erscheinenden theologischen Buchreihe “Quaestiones Disputatae”. Zum 70. Geburtstag bescheinigte ihm der damalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Lehmann, ein “vielbeachtetes theologisches Werk”. Hünermann stehe für eine fundierte und weltoffene katholische Dogmatik.
1989 erhielt der Theologe das Bundesverdienstkreuz. Außer den Universitäten Freiburg und Erfurt verliehen ihm auch Hochschulen in Argentinien und Bolivien die Ehrendoktorwürde.
Der gebürtige Berliner war von 1985 bis 2003 auch Präsident des Katholischen Akademischen Ausländer-Dienstes (KAAD). Später gründete der KAAD unter dem Dach der Diözese Rottenburg-Stuttgart eine “Peter-Hünermann-Stiftung”. Sie soll die Bildungs- und Stipendiaten-Arbeit für Studierende und Wissenschaftler unterstützen.