Der evangelische Regensburger Theologe Constantin Plaul wünscht sich mehr konstruktive Beiträge in den Medien. Nur so könne verhindert werden, dass Menschen irgendwann abschalteten, resignierten oder sich zornig abwendeten, sagte Plaul in einem Interview mit der Zeitschrift “Christ in der Gegenwart” in Freiburg.
Der Theologe zeigte sich überzeugt, dass man für einen konstruktiven Journalismus gar nicht verzweifelt nach irgendetwas suchen müsse. Die Wirklichkeit biete dafür genügend Anschauungsmaterial.
Soziale und kulturelle Bedeutung der Kirche
Plaul sagte, nach seinem Eindruck seien viele Kirchenmitglieder von den negativen Berichten über die Entwicklung des kirchlichen Lebens sehr stark geprägt. Dabei gerate aus dem Blick, welche soziale und kulturelle Bedeutung die Kirchen weiterhin hätten. Trotz rückläufiger Mitgliederzahlen seien Kirchen und christliche Gruppen noch immer die mit Abstand größten zivilgesellschaftlichen Institutionen.
Plaul hat Medien-Berichte während der Corona-Zeit untersucht. Seine Analyse ist unter dem Titel “Religion in der Krise – Krise der Religion?” in der Evangelischen Verlagsanstalt erschienen. Die These, dass in der Pandemie die Religion ihre gesellschaftliche Bedeutungslosigkeit offenbart habe, wies der Theologe zurück. Die mediale Kommunikation religiöser, kirchlicher und theologischer Akteure habe eine Vielzahl an Sinndeutungsangeboten unterbreitet.
Religiöse Praktiken und Rituale halfen durch Krise
Bei der Untersuchung sei deutlich geworden, dass es in der christlichen Publizistik gar nicht nur um religiöse Deutungen der Krise gegangen sei. Vielmehr sei oft über religiöse Praktiken und Rituale berichtet worden, “die Menschen halfen, besser durch die Krisenzeit hindurchzukommen”. Überrascht habe ihn, wie sehr sich konfessionelle Eigenheiten abzeichneten. Katholische und “freikirchliche” Organe hätten das Gebet als produktive Ressource deutlich stärker hervorgehoben als die evangelisch-landeskirchlichen.
