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Tag der Wohnungslosen: Sozialverbände fordern bezahlbaren Wohnraum

Zum Tag der Wohnungslosen am 11. September fordern Sozialverbände und Kirchen von Bund, Ländern und Gemeinden, mehr bezahlbaren und nachhaltigen Wohnraum zu schaffen. Allein in Niedersachsen waren zum Stichtag am 31. Januar 2024 nach Angaben des Landesamts für Statistik rund 33.000 Kinder, Frauen und Männer wegen Wohnungslosigkeit untergebracht. 10.465 Personen – und damit fast ein Drittel der in Niedersachsen untergebrachten Wohnungslosen – waren minderjährig. Wie viele Menschen außerdem auf der Straße leben, ist nicht bekannt.

Mark Brockmann von der Zentralen Beratungsstelle Niedersachsen beklagte einen jahrzehntelangen Stillstand und eine Fehlentwicklung im Bereich des sozialen Wohnungsbaus. Immer mehr Menschen, die auf Transferleistungen angewiesen seien, fänden keinen Wohnraum mehr, der durch die staatlichen Leistungen abgedeckt werde. Bezahlbar sei nur prekärer Wohnraum, der die gesundheitliche Situation der Menschen nicht verbessere, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Auch die Bundesvorständin Sozialpolitik der Diakonie Deutschland, Elke Ronneberger, rief die Politik auf, für ausreichend soziale und gemeinnützige Wohnungen zu sorgen, die auch ökologische Standards erfüllen. „Immer mehr Menschen haben keine eigene Wohnung – selbst, wenn sie arbeiten.“ Sie verwies auf Daten der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe, denen zufolge bereits 13 Prozent der Klientinnen und Klienten der Wohnungsnotfallhilfe erwerbstätig sind. Zudem seien viele Familien wohnungslos. Elf Prozent aller erfassten Personen lebten mit mindestens einem Kind zusammen.

Die Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Niedersachsen, Kerstin Tack, betonte: „Wohnen ist ein Menschenrecht. Niemand darf in einem der reichsten Länder der Welt gezwungen sein, auf der Straße zu leben.“ Nur wenn Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft an einem Strang zögen, könne die Wohnungslosigkeit wirksam bekämpft werden.

Am Tag der Wohnungslosen machen Initiativen und Sozialverbände mit Aktionen und Infoständen auf die Situation wohnungsloser Menschen aufmerksam. Diakonie-Chefin Ronneberger kündigte an, an der Aktion „Gemeinsam zu Tisch“ der Diakonie in Bremen teilzunehmen. Vor und in der Kirche „Unser Lieben Frauen“ wird sie ein öffentliches Mittagessen mit Menschen in prekären Lebenslagen besuchen. In Hannover will die Diakonie vor dem Kontaktladen Mecki am Raschplatz informieren.