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Tag der Intensivmedizin – Pflege-Influencer ruft zu Vorsorge auf

Intensivstation: Für viele klingt das nach Technik und Tod. Also verdrängen sie das Thema – dabei betrifft es früher oder später fast alle. Fachleute fordern mehr Aufklärung und mehr Vorbereitung.

Jede und jeder sollte sich über intensivmedizinische Betreuung einmal Gedanken machen – und zum Beispiel eine Patientenverfügung ausfüllen. “Das wäre eine große Erleichterung”, sagte Pflege-Influencer Dominik Stark am Mittwoch bei einer Podiumsdiskussion der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin. “Früher oder später werden wir alle irgendwie mit Pflege und Krankenhaus zu tun bekommen”, sagte der Intensivkrankenpfleger, dem auf Instagram mehr als 40.000 Menschen folgen – sei es, weil Angehörige krank würden oder weil man selbst Hilfe brauche.

Es sei ein Problem, dass Menschen das Thema Sterben zumeist von sich wegschöben, bestätigte der Intensivmediziner Hendrik Bracht. Mehr Aufklärung brauche es zudem, weil auch junge Menschen betroffen sein könnten – “in solchen Fällen hängt oft eine ganze Familie mit Kindern daran”. Hier müsse darüber hinaus die Medizin selbst umdenken, etwa Angehörigen jederzeit den Zugang zu Intensivstationen ermöglichen. Manche Ambulanzen seien inzwischen als “angehörigenfreundlich” zertifiziert, sagte der Professor für Interdisziplinäre Intensivmedizin.

Dazu gehöre zudem eine ethische Debatte, sagte der Anästhesist Jörg Weimann. Viele Menschen fürchteten die Intensivstation auch deshalb, weil sie nicht wüssten, ob ihr Wille als Patient oder Patientin dort berücksichtigt werde.

Im Stationsalltag brauche es mehr Raum dafür, etwa ein Intensiv-Tagebuch oder Gespräche zu führen, mahnte Stark. “Das klingt vielleicht banal im Gegensatz zu hochkomplexen Geräten, aber es sind genau die Dinge, die den Unterschied machen können.” Ein Tagebuch, das Angehörige und multiprofessionelle Teams gemeinsam schrieben, könne hilfreich sein, wenn nach der intensivmedizinischen Behandlung etwa motorische Probleme oder psychische Belastungen aufträten. Weimann fügte hinzu, dass sich aus späteren Entwicklungen wiederum Rückschlüsse auf die Intensiv-Therapie ziehen ließen.

Der 18. Juni ist der bundesweite Tag der Intensivmedizin. Nach Worten des Präsidenten der Fachgesellschaft, Gernot Marx, werden auf deutschen Intensivstationen jährlich rund zwei Millionen Menschen behandelt, von denen 90 Prozent “zurück ins Leben gebracht werden”.