Einen kritischeren Umgang mit Geflüchteten fordert der syrisch-stämmige Bürgermeister von Ostelsheim in Baden-Württemberg. Ryyan Alshebl, der selbst vor neun Jahren als Flüchtling nach Deutschland kam, sagte am Samstag im Deutschlandfunk, sowohl die Kommunen als auch die Gesellschaft als Ganzes könnten nicht mehr ausreichend auf die anhaltende Migration reagieren. Es gebe angesichts der jüngsten Anschläge eine wachsende Skepsis gegenüber Migranten; die vielen Helfer seien müde geworden. Viele fühlten sich vom Staat alleingelassen.
Zugleich warnte er aber davor, das Thema immer wieder nach Anschlägen zu diskutieren. Dies führe zu einer Spaltung der Gesellschaft. Alshebl betonte, Geflüchtete bräuchten Hilfe beim Erlernen der deutschen Sprache und mehr seelische Betreuung. Es gebe zu wenig immaterielle Versorgung.
Auf der anderen Seite sollten sie nur in die Kommunen gebracht werden, wenn sie sich ausweisen könnten. Fast jeder Zweite komme ohne Papiere, in der Hoffnung, so höhere Chancen auf Asyl zu haben. Es dürfe deshalb kein Tabu sein, die Handys von Geflüchteten zu untersuchen, um ihre Identität festzustellen.
Einen pauschalen subsidiären Schutz für Syrer sieht Alshebl nicht mehr gegeben. Stattdessen müsse individuell hingeschaut werden. Abschiebungen nach Syrien sieht er indes kritisch, denn dafür müsse Deutschland seine Beziehungen zu jenem Assad-Regime normalisieren, vor dem er selbst geflohen sei.
Ryyan Alshebl ist seit Juni 2023 Bürgermeister des Dorfes Ostelsheim im Nordschwarzwald. Er gehört den Grünen an.