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Sündenbockige Zeitansage

Sonderschau in der Matthäuskirche Berlin zeigt großformatige Werke des britischen Künstlerduos Gilbert & George

Christian-Ditsch.de

Eine Sonderausstellung des britischen Künstlerduos Gilbert & George ist bis 17. September in der Berliner St. Matthäuskirche zu sehen. Die Kunstschau ist Teil des Gesamtprojekts „Luther und die Avantgarde“, dessen zen­traler Ausstellungsort das Alte Stadtgefängnis von Wittenberg ist. Das Projekt wird mit Unterstützung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und in Zusammenarbeit mit dem Verein Reformationsjubiläum 2017 realisiert.
Zentrales Thema der Berliner Schau mit dem Titel „Scapegoating Pictures“ (Sündenbock-Bilder) sind Krieg und Religionskonflikte, Fundamentalismus und Terrorgefahr sowie das urbane Nebeneinander westlicher und muslimischer Werte. Die als antireligiös und antikirchlich geltenden Künstler stellen nach eigenen Angaben zum ersten Mal mit der Berliner Ausstellung ihre Werke in einer Kirche aus.
Zu sehen sind 23 großformatige Bilder, die nahezu ausschließlich in den Farben Rot, Weiß und Schwarz gehalten sind. Beschrieben werde damit „das Nervensystem, der Zustand und die Ängste der multikulturellen, multireligiösen, technisch hochgerüsteten Gesellschaft von heute“, sagte der Kurator von „Luther und die Avantgarde“ Walter Smerling.
„Unsere Gegenwart ist gerade wieder überfüllt von Fundamentalismen, Feindbildern und einer gefährlichen Suche nach Sündenböcken“, sagte der Direktor der Stiftung St. Matthäus, Pfarrer Christhard-Georg Neubert. Die Werke des renommierten Künstlerpaares Gilbert & George seien deshalb „radikale Sinnbilder dessen, was sich gegenwärtig ausbreitet“. epd/UK