Das Evangelische Studienzentrum Josefstal hat sein digitales Angebot für Aktive in der Jugendarbeit verstärkt und setzt zugleich neue Schwerpunkte. Mit der Website jugendarbeit.de betreibe man die derzeit „größte evangelische E-Learning-Plattform für Jugendarbeit in Deutschland“, erklärte Studienzentrums-Leiter Roger Schmidt im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Rund 60 kostenlose Kurse aus einem breiten Themenspektrum stünden zum Eigenstudium zur Verfügung, von Nachhaltigkeit über Konzepte gegen Rassismus bis Schönheitskult auf Social Media. Im Jahr 2024 hätten rund 9000 Ehren- wie Hauptamtliche das Angebot genutzt, so Schmidt. Das Konzept wecke über Bayern hinaus Interesse: So prüfe die evangelische Landekirche von Hannover derzeit eine Übernahme verschiedener Module.
Ein relativ neues Projekt sei das Schulungsprogramm „Helfen in seelischer Not“, das das Studienzentrum als „exklusiver Bildungspartner“ für die Uniklinik Regensburg umsetze. „Genauso wie es Ersthelfer für die Herz-Lungen-Wiederbelebung braucht, braucht es auch Ersthelfer für Menschen in psychischen Krisen“, erläuterte Schmidt. Viele Menschen zögen sich aus Unsicherheit eher zurück, wenn sie den Eindruck bekämen, dass es ihrem Gegenüber psychisch schlecht gehe.
Letztlich sei der insgesamt vierstündige Kurs – der für die Arbeit mit Ehrenamtlichen genauso geeignet sei wie für Unternehmen – eine „Schule der Nächstenliebe“, in der es um „Emotionskunde“ gehe und darum, „sinnvoll zuzuhören“ und Hinweise zu geben auf professionelle Hilfsmöglichkeiten, erläuterte der Studienzentrums-Leiter. Das Programm sei von Psychologinnen entwickelt worden, die Ergebnisse würden von der Uniklinik Regensburg wissenschaftlich erforscht. Der Fokus des Studienzentrums liege darauf, mehr „Anleiter“ auszubilden, die dann in ihren Regionen Kurse anbieten könnten. Ziel sei es, das „Präventionspotenzial“ in der Bevölkerung zu heben, damit Krisen früher erkannt würden.
Das Studienzentrum Josefstal wurde 1961 als Verein gegründet. Im Zuge ihres Programms „Profil und Konzentration“ beschloss die bayerische Landeskirche 2023, nur noch die inhaltliche Arbeit des Zentrums mit rund 280.000 Euro pro Jahr zu fördern. Der Übernachtungsbetrieb im Tagungshaus musste deshalb Ende 2024 schließen – was aus dem Gebäude wird, ist derzeit noch unklar. Präsenzangebote des Studienzentrums finden laut Schmidt jetzt an rund zehn Orten in Bayern statt, darunter evangelische Tagungshäuser wie Pappenheim und Schwanberg. Für die „Tage der Orientierung“, an denen unter Leitung des Studienzentrums jährlich rund 3.000 Schülerinnen und Schüler teilnehmen, nutze man vor allem Jugendherbergen. (1837/04.06.2025)