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Studie: Wie ostdeutsche Kommunen Abwanderung begrenzen können

Ostdeutsche Kommunen haben seit Langem mit dem Wegzug junger Menschen zu kämpfen. Doch nun ist eine verstärkte Rückkehr von Menschen an ihre Heimatorte zu beobachten – eine Studie gibt den Orten dafür Empfehlungen.

Viele ländliche Kommunen in Ostdeutschland haben mit einem Wegzug junger Menschen in größere Städte oder den Westen zu kämpfen – können aber auch die Chance auf eine Rückkehr erhöhen. Das ist das Ergebnis einer am Donnerstag vorgestellten Studie des Berlin-Institus, die das Umzugsverhalten von Menschen im Osten zwischen 18 und 34 Jahren untersucht hat. Dabei wird der gesunkene Anteil dieser Altersgruppe deutlich: Lebten 1991 laut Studie noch 4,5 Millionen junge Erwachsene im Osten, waren es im vergangenen Jahr nur noch 2,7 Millionen.

Nach über 30 Gesprächen mit Verantwortlichen sowie Bewohnern aus acht ostdeutschen Kommunen zeigten sich zwei wesentliche Umzugs-Motive: “Für Ausbildung und Studium ziehen junge Menschen eher weg, für die Familiengründung tendenziell wieder zurück in die Heimat”, so Co-Studienautor Florian Breitinger. “Wollen die Kommunen diesen Zyklus nutzen, müssen sie bereits in der Kindheit und Jugend mit geeigneten Maßnahmen die Bindung an den Herkunftsort stärken.”

Breitinger gibt für ländliche Kommunen konkrete Handlungsempfehlungen. Zum einen solle die Sozialisation gefördert werden – neue Treffpunkte in den Orten erhöhten die Chance, dass sich Jugendliche untereinander anfreundeten und sich dabei an den Heimatort bänden. Auch müssten die Orte mit der Zeit gehen: “Im digitalen Raum sollten Kommunen präsent sein.”

Zudem seien Mobilität und der öffentlicher Verkehr “maßgebliche Faktoren für Attraktivität eines Wohnortes” und müssten ausgebaut werden. “Wenn Bus und Bahn nicht fahren, haben junge Menschen kaum Möglichkeiten, sich mit Freuden zu treffen”, so Breitinger. Darüber hinaus spielten Freizeitangebote eine Rolle bei der Bindung an den Heimatort.

Die Teilnehmer der Studie hätten sich zusätzlich eine offene Gesellschaft in ihren jeweiligen Heimatorten gewünscht. Für einige Befragte der Studie wäre demnach ein hoher AfD-Stimmanteil ein Grund wegzuziehen.

Als weitere Handlungsmöglichkeiten empfiehlt Breitlinger eine größere Teilhabe junger Menschen in ihren Heimatorten sowie einen “Blick über den Tellerrand” der Kommunen. Diese sollten vielfältige Lebens- und Familienkonzepte mitdenken, sich überregional vernetzen und sich mit anderen Kommunen austauschen.