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Studie: Gefühl von gesellschaftlichem Zusammenhalt schwindet

Soziales Misstrauen und Entfremdung: Laut einer Studie sehen viele Menschen ein geteiltes Land, obwohl sie sich angesichts vieler Krisen nach Zusammenhalt sehnen.

Viele Menschen fühlen sich zunehmend ausgegrenzt – der gesellschaftliche Zusammenhalt schwindet. Eine neue Studie warnt vor den Folgen für Demokratie und Gemeinschaft (Symbolbild)
Viele Menschen fühlen sich zunehmend ausgegrenzt – der gesellschaftliche Zusammenhalt schwindet. Eine neue Studie warnt vor den Folgen für Demokratie und Gemeinschaft (Symbolbild)IMAGO / Westend61

Der gesellschaftliche Zusammenhalt in Deutschland schwindet offenbar immer mehr: 87 Prozent nehmen eine wachsende Trennung und Vereinzelung in der Gesellschaft wahr, die sie besorgt. Das geht aus einer am Donnerstag vorgestellten Studie des Kölner Marktforschungsinstitut rheingold hervor. 2023 stimmten dieser Aussage noch 83 Prozent der Menschen zu.

Aktuell finden demnach 89 Prozent, dass die Gesellschaft gespalten und ein gemeinsames “Wir-Gefühl” verloren gegangen sei. Neun Prozent der Befragten äußerten die Hoffnung, dass sich das Gemeinschaftsgefühl in den kommenden zehn Jahren verbessern wird; im Jahr 2023 sagten dies noch 17 Prozent.

Den Verlorenheitsgefühlen zum Trotz gibt es laut Angaben eine starke Sehnsucht nach einem verbindenden Miteinander. 95 Prozent der Befragten stimmen zu, dass angesichts der weltpolitischen Lage mehr Zusammenhalt in Deutschland nötig wäre. 77 Prozent geben an, sich mehr echte Gemeinschaftserlebnisse zu wünschen – auch mit Menschen, die anders denken als sie selbst.

Psychologe: Krisen wirken wie Brandbeschleuniger

“Mangelnde Verbundenheit kann auf Dauer unsere freiheitliche Demokratie gefährden”, sagt Stephan Grünewald, Gründer des rheingold Instituts. Soziales Misstrauen mache die Menschen anfällig für “totemistisches Stammesdenken”, wie es zurzeit in den USA zu beobachten sei. Dieser Weg führe allerdings zunehmend in destruktiv-abschottende Strukturen. Die globalen Krisen wirkten dabei wie Brandbeschleuniger, so der Psychologe. Politik und Gesellschaft stünden vor der Frage, ob und wie sich dieser Erosion gesellschaftlicher Verbundenheit Einhalt gebieten lasse.

Für die Untersuchung zur Verbundenheit in Deutschland wurden im Auftrag der Düsseldorfer Stiftung für Philosophie, Identity Foundation, rund 1.000 Menschen im Alter von 18 bis 65 Jahren mit Wohnsitz in Deutschland befragt. Zudem wurden 32 zweistündige Tiefeninterviews geführt.