Die streikenden Lastwagenfahrer an der A5-Raststätte Gräfenhausen bei Darmstadt haben am Samstag ihren Protest beendet. Die Fahrer würden Zahlungen erhalten, sagte der Vorsitzende des DGB Hessen-Thüringen, Michael Rudolph, in Frankfurt am Main dem Evangelischen Pressedienst (epd). Über die Höhe und die Geldgeber machte er keine Angaben. Zudem habe die polnische Spedition Mazur zugesagt, die gegen die Fahrer erstatteten Anzeigen zurückzuziehen. Bis zu 120 Lkw-Fahrer aus zentralasiatischen Ländern hatten seit Mitte Juli auf der Raststätte gestreikt, weil die Spedition Mazur ihre Löhne nicht zahlte. Zwischenzeitlich gingen 30 Fahrer sogar in den Hungerstreik. Zuletzt harrten noch 80 Fahrer aus.
„Für die Fahrer geht damit ein mutiger, langer und verzweifelter Kampf zu Ende, der einmal mehr ein erschreckendes Licht auf die Arbeitsbedingungen auf Europas Straßen geworfen hat“, teilte der DGB mit. Die Gewerkschaft gratuliere den Lkw-Fahrern, dass sie eine Einigung erreicht hätten, sagte Rudolph. Aber die Missstände im internationalen Gütertransport seien damit keineswegs beseitigt. Der Protest in Gräfenhausen müsse Konsequenzen haben. Die Einhaltung von Regeln müsse konsequent überprüft werden. Einer Spedition, die keine Löhne zahle, müssten Behörden die europäische Lizenz entziehen.
Rudolph forderte auch von den Auftraggebern der Speditionen, sie müssten in Einklang mit dem Lieferkettengesetz ihrer Sorgfaltspflicht nachkommen und dürften keine Rechtsverstöße von Transportunternehmen dulden. Der DGB-Landesvorsitzende dankte den Freiwilligen, die die Fahrer während ihres Protests versorgt hatten. Bereits im März hatten Fahrer derselben Spedition rund sechs Wochen lang gegen ausstehende Löhne gestreikt.
Die Fahrer, die auf der Raststätte keinerlei Mittel hatten, wurden von dem Beratungsnetzwerk Faire Mobilität des DGB, der katholischen Betriebsseelsorge des Bistums Mainz, der Katholischen Arbeitnehmerbewegung, der Stiftung Road Transport Due Diligence und umliegenden Kommunen sowie freiwilligen Helfern unterstützt und versorgt. „Da waren Männer, die nichts zu essen hatten“, sagte die Betriebsseelsorgerin Ingrid Reidt dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Als Kirche sind wir in der Pflicht, uns dafür einzusetzen, dass so eine desaströse Ausbeutung nicht mehr vorkommt.“
„Die große Hoffnung ist, dass der Protest entscheidende Veränderungen in der Transportbranche bewirkt“, sagte Anna Weirich von der DGB-Beratungsstelle Faire Mobilität, zuständig für internationalen Straßentransport. „Flächendeckend kommt es überall zu Gesetzesverstößen.“ Auch Fahrer anderer Speditionen würden viel zu niedrig bezahlt und regelmäßig um ihren Lohn geprellt. „Das Problem beobachten wir auf jedem Rastplatz.“