Mit zahlreichen Veranstaltungen feiert die Hansestadt Stralsund in diesem Jahr 500 Jahre Reformation. In Stralsund habe sich die Reformation schneller durchgesetzt als in anderen Orten Norddeutschlands, sagte Stadtarchivar Dirk Schleinert am Dienstag vor Journalisten. Von der Veröffentlichung der 95 Thesen Martin Luthers (1483 – 1546) 1517 in Wittenberg habe es nur acht Jahre gedauert, bis die Bevölkerung Stralsunds 1525 den neuen Glauben angenommen habe.
Dies sei nicht nur ein religiöser, sondern ein gesamtgesellschaftlicher Umbruch gewesen, der die Strukturen Stralsunds lange geprägt habe, sagte Oberbürgermeister Alexander Badrow (CDU). Das Jubiläumsjahr sei „randvoll“ mit Konzerten, Kirchenführungen, Vorträgen und Lesungen. Den Auftakt bilde eine Gala am 25. April (17 Uhr) in der Kulturkirche St. Jakobi. Neben einem Festvortrag zu den Ereignissen vor 500 Jahren zeigt das Stadtarchiv zu diesem Anlass besondere Schätze aus jener Zeit, so Badrow weiter.
Weitere Höhepunkte des Festjahres seien ein Klosterfest in St. Johannis am 10. Mai, ein Gottesdienst mit der ehemaligen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, am 27. Juli und ein Vortrag der ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann am 13. September unter dem Titel „Von der Aktualität der Reformation“. Dabei nehme Käßmann unter anderem die Sprachkraft Martin Luthers in den Blick, werde aber auch dessen Antijudaismus thematisieren, hieß es.
Der Stralsunder Propst Tobias Sarx sagte, manchmal lohne sich ein Blick zurück in die Geschichte, um die Gegenwart besser verstehen zu lernen und gute Weichen für die Zukunft zu stellen. Kirche müsse sich auch heute immer wieder fragen, „wo können wir uns selber reformieren, um vielleicht auch wieder mehr Menschen für Kirche zu interessieren“. Er hoffe, dass mit den Angeboten des Jubiläumsjahres eine breite Bevölkerungsschicht angesprochen werden könne.
Die Ereignisse in Stralsund hatten am 10. April 1525 begonnen. Schwelende Konflikte zwischen gesellschaftlichen Gruppen und Missverständnisse waren zu einem Gewaltausbruch eskaliert, dem Stralsunder „Kirchenbrechen“. Die Herzöge von Pommern hatten die beginnenden reformatorischen Veränderungen stillschweigend akzeptiert. Der Reformator Christian Ketelhot (1492 – 1546) begann im Folgenden, das evangelische Kirchenwesen in Stralsund aufzubauen. Bereits im November 1525 wurde die „Kirchen- und Schulordnung“ als erste Ordnung im evangelischen Raum beschlossen. Sie wurde zur Vorlage für alle späteren Kirchenordnungen.