Von Uwe Weiß
Diskutiert wird heute: Können wir den Zeitpunkt unseres Sterbens selbst bestimmen?Wie sterben wir „richtig“?
„Im Sterben nicht allein“ – so hat einer der Pioniere der Hospiz- und Palliativarbeit in Berlin, der Pfarrer und Krankenhausseelsorger Wolfgang Weiß, sein Buch über die Anfänge der Hospizbewegung genannt. Im Sterben nicht allein: Diese Formel bringt die existenzielle Hoffnung vieler Menschen auf Beistand und Begleitung in der letzten Phase ihres Lebens zum Ausdruck. Zugleich weist sie nüchtern darauf hin, dass das Sterben, nicht zuletzt durch den Einfluss der Hospiz- und Palliativbewegung, immer mehr zu einer auch öffentlich erörterten Sache wird. Tod und Sterben betreffen nicht mehr nur den familiären Raum, sondern wandeln sich von einem privaten, schicksalhaften Ereignis um zu einem „letzten Projekt des Lebens“, das vorzubereiten, zu gestalten und „gut“ zu einem buchstäblichen Ende zu bringen sei. Bedenkt man, dass in einer Stadt wie Berlin der Anteil der Single-Haushalte bei über 50 Prozent liegt, wird umso deutlicher, dass Menschen in ihrer letzten Lebensphase Hilfe benötigen. Dabei sind die konkreten Bedürfnisse Betroffener und ihrer An- und Zugehörigen so individuell wie ihre Lebensgeschichten. Fragt man Menschen nach ihren Wünschen hinsichtlich ihres Sterbens, dann sind die Antworten in der Regel geprägt von der aktuellen Lebenssituation und von ihrer gegenwärtigen, persönlichen Sicht auf das Leben. Niemand kann sicher vorhersagen, inwieweit sich die je eigenen Bedürfnisse und Sichtweisen unter dem Eindruck zunehmenden Alters oder einer Erkrankung verändern. Hinzu kommt, dass wir bei unserer Vorbereitung auf das eigene Sterben und den eigenen Tod auf Erfahrungen aus erster Hand nahezu gänzlich verzichten müssen. Jeder stirbt nur einmal.
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