Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat in Tansania um Vergebung für deutsche Kolonialverbrechen gebeten. Bei einem Besuch im Maji-Maji-Museum in der Stadt Songea und nach einem Gespräch mit Nachfahren des von deutschen Kolonialsoldaten ermordeten Anführers Chief Songea Mbano sagte Steinmeier am Mittwoch: “Es beschämt mich, was deutsche Kolonialsoldaten Ihrem Ahnherrn und seinen Mitkämpfern angetan haben.”
Songea stehe stellvertretend für das Aufbegehren vieler weiterer Tansanierinnen und Tansanier gegen die deutsche Kolonialmacht, sagte Steinmeier. Auch wer in Deutschland mehr über deutsche Kolonialgeschichte weiß, müsse “entsetzt sein über das Ausmaß der Grausamkeit, mit der die deutsche Kolonialbesatzung vorgegangen ist”.
Tansania gehörte von 1885 bis 1918 zur Kolonie Deutsch-Ostafrika. Beim Maji-Maji-Krieg starben zwischen 1905 und 1908 zwischen 75.000 und 300.000 Einheimische. Der Krieg zählt zu den blutigsten Kolonialkriegen überhaupt. Der Widerstand nahm seinen Ausgang in den Matumbi-Bergen, wo Bauern besonders unter Landraub und Unterdrückung der Deutschen zu leiden hatten.
Steinmeier versicherte den Angehörigen der Opfer, dass Deutschland sich bemühen werde, die sterblichen Überreste der Ermordeten in Deutschland zu finden. Man wisse, dass viele Gebeine aus Ostafrika nach Deutschland gebracht worden seien und dort in Museen und anthropologischen Sammlungen lägen. “Ich verspreche Ihnen, dass wir uns gemeinsam mit Ihnen darum bemühen werden, den Schädel von Chief Songea in Deutschland zu finden. Nur kann ich Ihnen leider nicht versprechen, dass wir erfolgreich sein werden.” Das liege nicht an fehlendem Willen. Die Identifizierung der menschlichen Überreste und ihre Zuordnung bleibe auch mit wissenschaftlicher Hilfe sehr schwierig.
Deutschland sei bereit zu einer gemeinsamen Aufarbeitung der Vergangenheit, versicherte Steinmeier. Dazu sollen auch Schüler, Museumsfachleute und Wissenschaftler beitragen und einbezogen werden. “Niemand soll vergessen, was damals geschehen ist”, so der Bundespräsident. Er kündigte an, dass 2024 im Berliner Humboldt-Forum eine gemeinsame Ausstellung mit dem Nationalmuseum in Daressalam zur Geschichte Tansanias und der deutschen Kolonialvergangenheit stattfinden solle. Diese könne 2025 auch in Tansania gezeigt werden.