Botschaften der Hoffnung und Zuversicht beim Glaubensfest: Am Donnerstag ist der Kirchentag in Nürnberg in sein Veranstaltungsprogramm gestartet. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier rief am Morgen bei einer Bibelarbeit zum Einsatz für die Demokratie und „trotzigem Mut“ auf, um den weltweiten Krisen mit dem Willen zu Veränderung zu begegnen. Unter Applaus in der voll besetzten Messehalle rief er: „Gemeinsam werden wir diese Demokratie in diesem Lande verteidigen.“
„Wir können das Leid nicht abschaffen – und selten sofort. Aber wir können die Zustände verbessern“, erklärte der evangelische Christ Steinmeier und verwies auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und die Flüchtlingslager an den EU-Außengrenzen. Das Staatsoberhaupt legte die Geschichte aus dem Johannes-Evangelium über die Hochzeit zu Kanaa aus, in der erzählt wird, wie Jesus Wasser in Wein verwandelt. Die Bibelstelle enthalte die Zusage, angesichts versiegender Ressourcen nicht zu verzweifeln, sagte Steinmeier. Wie gut tue diese Zusicherung, wo Jesus sei, könnten sich Dinge zum Besseren wandeln, sagte Steinmeier, der nach Angaben des Kirchentags als erster amtierender Bundespräsident eine Bibelarbeit hielt.
Demokratischer Westen zusammengewachsen
Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Christian Sewing, ist eigenen Worten zufolge zuversichtlich, dass Deutschland und Europa die gegenwärtigen Krisen meistern. „Wer hätte vor zwölf Monaten gedacht, dass wir uns aus einer 52-prozentigen Abhängigkeit von russischem Gas befreien können?“, fragte Sewing in einer gemeinsamen Bibelarbeit mit dem Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel.
Der demokratische Westen sei nach dem russischen Überfall auf die Ukraine zusammengewachsen, gegen das Coronavirus sei schnell ein Impfstoff gefunden worden, sagte Sewing. Nun gelte es, die europäische Einigung voranzutreiben, Überregulierung zu beenden und vor allem die Transformation hin zu einer notwendigen grünen Wende zu finanzieren.
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig sagte bei einer gemeinsamen Bibelarbeit mit der Influencerin Lilly Blaudszun (beide SPD), jeder müsse selbst aktiv „an einer anderen, besseren Welt arbeiten“: „Es braucht aktiven Glauben, ein Handeln aller Hand in Hand. Dann lässt sich eine bessere Gesellschaft schaffen.“
Für Donnerstag standen Podiumsdiskussionen zu aktuellen gesellschaftlichen Themen wie Klimakrise, Flucht und Krisenanfälligkeit der Demokratie auf dem Programm des fünftägigen Christentreffens. Tags zuvor war der Kirchentag mit eindringlichen Appellen zum Frieden und zum Kampf gegen die Erderwärmung eröffnet worden. Anschließend kamen nach Veranstalterangaben rund 130.000 Menschen zu einem „Abend der Begegnung“ zusammen.
Den Glauben feiern
Bei der Eröffnung hatte sich Bundespräsident Steinmeier mit deutlichen Worten hinter die Unterstützung der Ukraine mit Waffen gestellt. „Auch ich hätte mir nicht vorstellen können, dass ich einmal sagen würde: Neben all den anderen Anstrengungen, es ist auch Zeit für Waffen“, sagte das Staatsoberhaupt vor rund 20.000 Menschen auf dem Nürnberger Hauptmarkt.
Bis Sonntag wollen die Besucher des Christentreffens ihren Glauben feiern und aktuelle Themen besprechen. Auf dem Programm des Kirchentags stehen mehr als 2.000 Veranstaltungen in Nürnberg und Fürth.