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„Europa ist mein Leben“

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ist mit dem Aachener Karlspreis geehrt worden. Sie gebe Europa eine Stimme, lobte Kanzler Merz, der die EU-Staaten zu mehr Zusammenarbeit aufforderte.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ist mit dem Aachener Karlspreis ausgezeichnet worden
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ist mit dem Aachener Karlspreis ausgezeichnet wordenImago / PPE

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) ist in Aachen mit dem Internationalen Karlspreis ausgezeichnet worden. Die Preisträgerin sei eine „starke Vertreterin eines starken Europas“, sagte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) in seiner Laudatio. Sie gebe „Europa in der Welt eine Stimme“. Mit von der Leyen werde „eine herausragende Führungspersönlichkeit des Vereinten Europas“ geehrt, erklärte das Karlspreis-Direktorium. Sie leite die Union „visionär, mutig und handlungsstark, mit Entschlossenheit und Weitsicht durch eine Zeit tiefgreifender Transformationen“.

Kanzler Merz sprach sich in seiner Rede für eine engere europäische Zusammenarbeit der Verteidigungsindustrien in Europa aus. Daran sollten neben den Ländern der EU auch Nato-Mitglieder wie Großbritannien und Norwegen beteiligt werden. „Wir Deutschen sind bereit, beim Nato-Gipfel im Juni weitreichende Beschlüsse zu fassen. Beschlüsse, die Europas Verantwortung für die eigene Sicherheit gerecht werden und die transatlantische Allianz als Ganzes stärken.“ Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine sei der Krieg nach Europa zurückgekehrt, erklärte der Bundeskanzler. Man werde weiter mit aller Kraft die Ukraine unterstützen – militärisch, politisch und wirtschaftlich. Freiheit und Demokratie seien „es wert, dass wir entschlossen für sie einstehen und wenn notwendig für ihren Erhalt kämpfen“.

Aachener Karlspreis: König Felipe warnt vor nationalen Tendenzen

Der spanische König Felipe VI. warnte in seiner Laudatio vor nationalistischen Tendenzen, die Angst vor Europa machten. Die Länder Europas dürften sich „nicht zurückziehen auf nationale Grenzen“, betonte er. Das betreffe mit Blick auf den russischen Überfall auf die Ukraine die Verteidigung, aber auch Fragen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und der Politik. „Europa kann nur mächtig sein, wenn es zusammensteht!“

Preisträgerin von der Leyen bezeichnete die Verleihung des Karlspreises an sie als „größte Ehre meines Lebens“. „Europa ist mein Leben“, erklärte sie. Angesichts der geopolitischen Spannungen in der Welt rief die EU-Kommissionspräsidentin zu einer „grundlegenden Erneuerung“ der EU und einem unabhängigen Europa auf. „Wir haben die Pflicht, gemeinsam für Stabilität auf diesem Kontinent und für gemeinsame Zukunftsperspektiven zu sorgen.“ Vier Punkte zählte von der Leyen auf, um Europa zu stärken: eine europäische Friedensordnung, mehr Innovationen und Wettbewerbsfähigkeit, eine weitere Aufnahme von Ländern in die EU sowie eine Erneuerung der Demokratie in den EU-Ländern. Von der Leyen schloss ihre mehr als halbstündigen Ausführungen mit dem Ausruf: „Lang lebe Europa!“

Die Aachener Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen (parteilos) erinnerte an die Geschichte der vor 75 Jahren gegründeten Gesellschaft für die Verleihung des Internationalen Karlspreises zu Aachen. Ihr Bestreben sei es gewesen, „nicht nur auf das ungelöste Problem der europäischen Einigung immer wieder mahnend hinzuweisen, sondern zu versuchen, auch Wege zur praktischen Lösung dieser drängenden Frage aufzuzeigen“, zitierte Keupen aus der Gründungsproklamation.

Ursula von der Leyen wurde in Brüssel geboren

Ursula von der Leyen, 1958 als Tochter des späteren niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht (CDU) in Brüssel geboren, studierte zunächst Archäologie und Volkswirtschaft, dann Medizin und arbeitete als Ärztin. Sie war unter anderem Familienministerin in Niedersachsen, 2005 wechselte sie als Ministerin ins Bundeskabinett und war in der Folge unter anderem als erste Frau Verteidigungsministerin. Seit 2019 ist sie Präsidentin der EU-Kommission.

Der seit diesem Jahr erstmals mit einer Million Euro Projektpreisgeld dotierte Karlspreis zu Aachen ist nach Angaben der Veranstalter die älteste und wichtigste Auszeichnung für Verdienste um Völkerverständigung und Zusammenarbeit in Europa. Er ist nach Karl dem Großen (747/748-814) benannt, der als Vordenker des geeinten Europas gilt und schon zu Lebzeiten als „Vater Europas“ bezeichnet wurde. Von der Leyen hat angekündigt, das Preisgeld ukrainischen Kindern spenden zu wollen.