HIV, Rassismus, Todesstrafe – kontroverse Themen, die Oliviero Toscani in Mode-Werbekampagnen verwandelte, etwa bei Benetton. Das schockierte Menschen. Nun ist der Italiener nach einer unheilbaren Krankheit gestorben.
Der italienische Starfotograf Oliviero Toscani (82) ist tot. “Mit großer Trauer geben wir die Nachricht bekannt, dass unser geliebter Oliviero heute, am 13. Januar 2025, seine nächste Reise angetreten hat”, schreibt seine Familie am Montag auf Toscanis Instagram-Profil. Bekannt geworden war Toscani mit kontrovers debattierten Fotografien für Kampagnen der Modemarke Benetton. Diese drehten sich um Themen wie Aids, Rassismus und den Zölibat und hatten teilweise zu Boykott-Aufrufen geführt.
Zu den Motiven gehörten etwa eine Nonne und ein Priester, in einen innigen Kuss versunken, ein Aidskranker auf dem Sterbebett, ein noch blutverschmiertes Neugeborenes. Andere Motive zeigten die präparierten Herzen gestorbener Menschen verschiedener Herkunft und Porträtaufnahmen von zum Tode verurteilten Gefängnisinsassen in den USA. Zum Teil wurden Toscani selbst Rassismus und Sexismus vorgeworfen.
Bereits am Freitag sei Toscani bewusstlos in das Krankenhaus von Cecina gebracht worden, so die Zeitung “La Repubblica” unter Berufung auf seine Frau Kirsti Moseng. Wie er selbst im August bekanntgegeben hatte, litt Toscani an der seltenen Krankheit Amyloidose und hatte zu dem Zeitpunkt bereits 40 Kilogramm abgenommen.
Toscani wurde am 28. Februar 1942 in Mailand geboren; sein Vater war Fotoreporter für den “Corriere della Sera”. Er studierte an der Kunstgewerbeschule Zürich und arbeitete für Modezeitschriften wie “Elle” und “Vogue”. In New York lernte er Andy Warhol kennen, den er bewunderte. Für die Modemarke Benetton war Toscani von 1983 bis 2000 sowie noch einmal von 2017 bis 2020 tätig.
Über Sterben und Tod hatte Toscani im Sommer in einem Interview der Zeitung “Corriere della Sera” gesagt, vor dem Tod habe er keine Angst, “solange es nicht weh tut”. Eine Beerdigung wünsche er sich für sich selbst nicht: “Bringt mich zum Verbrennen und weg. Ich war immer säkular, nicht einmal meine Kinder habe ich taufen lassen. Leben heißt auch Sterben, aber niemand spricht über den Tod. Man lebt wie ein Betrüger, der seine Zeit verschwendet.” Als Atheist bezeichnet er sich dennoch nicht: “Ich beteilige mich einfach nicht an all dem, das Thema interessiert mich nicht.”