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St. Paulus wird Niedersachsens modernste Jugendkirche

Mit einem kirchlichen Jugendkeller hat das nichts mehr zu tun: Die oldenburgische Kirche hat 750.000 Euro in die Hand genommen, um die Jugendkirche Delmenhorst zu modernisieren. Zu Besuch auf einer Baustelle.

Vor der Jugendkirche (v.l.): Farina Hubl, Joachim Mohwinkel und Martin Kütemeyer
Vor der Jugendkirche (v.l.): Farina Hubl, Joachim Mohwinkel und Martin KütemeyerDieter Sell / epd

Delmenhorst. Noch dröhnen Bohrer. Lampen werden angeschlossen, Fenster geputzt. Die Stühle sind mit Folien abgedeckt, die Büros werden gerade eingerichtet. Durch den Gebäudekomplex der evangelischen Jugendkirche St. Paulus in Delmenhorst bei Bremen wuseln auf allen Etagen Handwerker, den Termin im Nacken: Anfang März wird das Haus nach mehrmonatigen Bauarbeiten neu eröffnet. Dann ist die innenstadtnahe Einrichtung Niedersachsens modernste Jugendkirche.
1963 wurden Kapelle und Zentrum im Wollepark-Quartier eingeweiht. Doch durch den Rückgang der Mitgliederzahlen in der Gemeinde stellte sich vor einigen Jahren die Frage nach einer sinnvollen weiteren Nutzung des Gebäudekomplexes. Nach langen Vorplanungen zog dann 2015 zunächst provisorisch die Jugendkirche ein, die bis zu 250 Gästen Platz bietet. "Damit haben die Jugendlichen ihren eigenen Kirchenraum bekommen", erinnert sich Kreisjugenddiakon Martin Kütemeyer, der die Arbeit koordiniert.

Zentrum mit Strahlkraft

Doch es blieb noch viel zu tun. Zwar gibt es schon seit drei Jahren spezielle Jugendgottesdienste in St. Paulus, wo auch fünf der Hauptamtlichen des Kirchenkreis-Jugenddienstes untergebracht sind. Etwa 50 Ehrenamtliche engagieren sich für das Projekt, zu dem unter anderem neben einer Band eine Technikgruppe mit ausgefeilter Ausrüstung für Veranstaltungen gehört. "Jetzt haben wir aber das erste Mal keine alten Schreibtische mehr, die uns überlassen wurden", freut sich Kütemeyer über den Neustart.
Das hat Symbolcharakter. Denn mit dem verstaubten Image des kirchlichen Jugendkellers hat St. Paulus angesichts moderner Scheinwerfer-Traversen und flexibler Raumkonzepte rein gar nichts mehr zu tun. 
Die oldenburgische Kirche hat 750.000 Euro in die Hand genommen, um ein Zentrum mit Strahlkraft zu schaffen. "Das ist ein Haus, das den Jugendlichen Gestaltungsmöglichkeiten und Entscheidungsfreiräume bietet", betont Kütemeyer. Seine Kollegin Farina Hubl sieht sich als Mutmacherin: "Wir wollen den Jugendlichen den Rücken stärken und die Bühne bereiten, auf der sie sich ausprobieren können."

Kosequenter Schritt

Dass die Jugendlichen den Raum dabei nicht mit einer Kirchengemeinde teilen müssen, sondern ganz allein darüber verfügen können, ist unter den bundesweit etwa 260 Einrichtungen dieser Art noch eher die Ausnahme. "Das erspart uns viel Räumerei und auch Konflikte", freut sich Kütemeyer. Und auch Willi Schönauer, bundesweit als Berater für Jugendkirchen unterwegs und Kenner des Delmenhorster Projektes, lobt das Konzept: "Das kommt den Jugendlichen entgegen, die sich einen wertvollen Raum mit Aura wünschen."
Ein konsequenter Schritt, der sich nach Auffassung des Kulturmanagers Schönauer für die Kirche positiv auswirken kann. "Das funktioniert: Den Jugendlichen Raum zu geben, lädt auch die Jugendlichen ein, der Kirche in ihrem Leben wieder mehr Raum zu geben." So gesehen könnten die Zentren Laboratorien für eine Kirche von morgen sein. "Das bietet experimentelle Ansätze, die verschiedene Lebenswelten ansprechen."
Verschiedene Lebenswelten ansprechen: Das wollen die Delmenhorster künftig auch mit neueren spirituellen Angeboten wie Taizé-Andachten sowie Poetry Slam, Workshops, Seminaren und natürlich viel Musik versuchen. Dabei kooperiert die Jugendkirche mit anderen Partnern wie Schulen, dem benachbarten kommunalen Jugendhaus oder der Diakonie. "Wir schaffen hier Grundlagen", bekräftigt Kütemeyer. "Und Jugendliche gestalten auf dieser Basis Kirche für Jugendliche." (epd)