Die Debatten über Reichtum in Deutschland und den Umgang damit reißen nicht ab. Dass solche Diskussionen überhaupt geführt werden können, hat aus Sicht eines Experten vor allem einen Grund.
Der Kölner Wissenschaftler Michael Urselmann wirbt für einen nüchternen Blick auf wachsende Vermögen und damit einhergehende Erbschaften in Deutschland. “2025 können wir 80 Jahre Frieden nach Ende des Zweiten Weltkriegs feiern”, sagte Urselmann in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Köln. “Eine so lange Friedensphase hatten wir in Deutschland noch nie. Da lässt es sich gar nicht verhindern, dass sich immer mehr Vermögen über Generationen hinweg aufbaut.”
Der Forscher räumte ein, dass nicht alle Menschen von diesem Trend und damit auch von einem möglichen Erbe profitieren. Die Schere zwischen Arm und Reich sei weiter auseinandergegangen. “Aber unter dem Strich muss man sagen: Wir waren noch nie so wohlhabend in Deutschland, wie wir das jetzt sind.”
Durch das hierzulande geltende progressiven Steuersystem müssten wohlhabende Menschen entsprechend mehr zahlen, fügte Urselmann hinzu. “Deswegen bin ich gegen ein pauschales Reichen-Bashing. Und ob mein Nachbar jetzt das Geld auf den Kopf haut oder der Caritas gibt, ist seine Freiheit. Das habe ich nicht moralisch zu bewerten.”
Gemeinnützige Organisationen wie beispielsweise kirchliche Hilfswerke profitierten in zunehmendem Maße von Nachlässen. “Das macht nur einen Teil des Fundraisings aus. Aber es handelt sich um einen Bereich, der stark wächst und das schon seit mehreren Jahren”, sagte Urselmann, der einer der bundesweit führenden Experten für das professionelle Sammeln von Spenden ist.