“80 Prozent der syrischen Christen leben in Armut. Menschen sterben an den Krankenhaus-Eingängen, weil sie kein Geld für die Behandlung haben. Und im kommenden Winter mit Temperaturen bis minus 15 Grad Celsius droht vielen in meiner Gemeinde in Homs der Kältetod, weil sie sich kein Heizöl leisten können.” Der syrische Erzbischof und Caritas-Chef Jean-Abdo Arbach berichtet am Freitag von einer dramatischen Notlage in dem Bürgerkriegsland. Am Sonntag eröffnet er mit der Hilfsorganisation missio in Freiburg den “Monat der Weltmission”. Bundesweit und international wirbt die Kirche dann um Spenden und Solidarität für Christen in Not. Schwerpunkt der Aktion 2023 sind Syrien und Libanon.
Missio-Präsident Dirk Bingener sagte, die Christen in Nahost seien in einer schwierigen Lage. Dennoch versuchten sie in Syrien wie im Libanon, ihre Jahrhunderte alte christliche Tradition zu bewahren. Zudem seien sie selbst in vielen Sozialprojekten engagiert: “Wenn die Christen dort nicht wären, wäre die Not noch sehr viel größer. Bingener sagte, es sei wichtig, in Europa ihre authentischen Berichte wahrzunehmen. “Es redet sich auch in Deutschland anders über Flüchtlinge, wenn man diese Schilderungen hört. Wer kann sagen, ob er oder sie unter solchen Umständen in seiner Heimat bleiben würde?”
Der syrische Mönch Pater Youssef Jihad sagte, ein Zusammenleben zwischen Christen und Muslimen in Syrien sei eine große Herausforderung, aber möglich. Trotz des nur wenige Jahre zurückliegenden Terrors des Islamischen Staats. “Die Menschen wollen keinen Krieg mehr. Und wir Christen wollen hier in unserer Heimat bleiben.” Eine Zukunft sei jedoch nur mit internationaler Unterstützung möglich. “Und damit meine ich nicht nur Geld, sondern echte Solidarität.”
Aus dem Libanon berichtete die Theologin Maryse Saghini von Projekten zur Förderung von Frauen. “In einer patriarchalischen Gesellschaft und auch in unserer Kirche haben wir Frauen keinen leichten Stand.” Der libanesische Bischof Hanna Rahme sagte, mit internationaler Hilfe bestehe die Hoffnung, dass die Christen im Libanon eine Zukunft haben.
Freiburgs Erzbischof Stephan Burger sicherte der Region anhaltende Unterstützung zu. “Die deutschen Bistümer haben 2022 weltkirchliche Projekte mit ingesamt 673 Millionen Euro unterstützt. Wir werden auch weiterhin verlässliche Partner sein.”
In den kommenden Wochen werden die missio-Gäste bundesweit in etwa 200 Veranstaltungen von ihrem Alltag berichten. Offizieller Start ist der Festgottesdienst am Sonntagmorgen im Freiburger Münster. Der Aktionsmonat endet am 22. Oktober in Speyer. Der Weltmissions-Monat wird gemeinsam von missio Aachen und missio München organisiert.