Der Beauftragte für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus in Bayern, Ludwig Spaenle, sieht Kulturarbeit als wichtiges Werkzeug zur Förderung jüdischen Lebens. „Ich hätte nicht erwartet, dass die Ereignisse seit dem Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober dermaßen in den Kulturbereich durchschlagen“, sagte er am Freitag in Nürnberg beim vierten Landestreffen „Jüdisches Leben in Bayern“. „Jüdische Gemeinden und Familien fühlen sich bedroht. Die Situation, in der sie im Moment in unserem Land leben – so etwas habe ich noch nie erlebt“, sagte Spaenle weiter.
Antisemitisch motivierte Straftaten und Vorkommnisse nähmen stark zu. Die Anforderungen an die Sicherheitsmaßnahmen seien auch im kulturellen Bereich enorm gestiegen. Daher verfolge man nun intensiv den Ansatz, durch Bildungsarbeit über die jüdische Geschichte, aber auch das heutige jüdische Leben in Bayern Vorurteile abzubauen. Diese Informationen versuche man niedrigschwellig zugänglich zu machen, zum Beispiel über Veranstaltungen oder die Internetplattform zu jüdischem Leben des Hauses der bayerischen Geschichte.
Nach den Worten des Vorsitzenden des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege, Günter Dippold, gehört jüdische Geschichte seit hunderten von Jahren zu Bayern und ist über lange Zeit ganz normal gewesen. „Diese Normalität ist durch einen Prozess brutalster Ausgrenzung zerstört worden. Es ist ein Segen für unser Land, dass nach 1945 wieder jüdische Gemeinden entstanden sind.“
Man dürfe sich aber nicht nur auf Historisches begrenzen: „Jüdinnen und Juden waren, sind und werden immer Teil unserer Heimat sein“, sagte Dippold. In diesem Sinne verstehe er Heimat als einen Ort der Geborgenheit und einen Ort, der Sicherheit gebe. Er freue sich, dass in den vergangenen zehn Jahren und vor allem seit dem Aktionsjahr „1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ das Interesse an jüdischer Kultur gestiegen sei.
Rund 130 ehren- und hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von jüdischen Gemeinden, Kultureinrichtungen, Kommunen sowie Vereinen trafen sich am Freitag im Heimat- und Finanzministerium, um sich zu vernetzen und Informationen über laufende Projekte auszutauschen. (00/1734/07.06.2024)