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Soziologe sieht keine Anzeichen für eine Spaltung der Gesellschaft

Der Bremer Soziologe Nils C. Kumkar sieht keine Anzeichen für eine Spaltung der Gesellschaft in Deutschland. Tiefe ideologische Gräben gebe es hierzulande nicht, vielmehr werde Polarisierung von Politikern aller Parteien genutzt, um Menschen zu mobilisieren, sagte Kumkar dem Magazin „Spiegel“ (Sonnabend). „Alle machen sich diesen Mechanismus zunutze.“

Kumkar verwies auf die Entscheidung von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU), zum Christopher Street Day keine Regenbogenflagge am Bundestag zu hissen. Damit positioniere sie sich zwischen zwei Lagern, die sich selbst dazu gar nicht zu Wort gemeldet hätten, sagte der 40-Jährige. „Man könnte meinen, es gäbe da draußen ein konsolidiertes links-grünes Woke-Lager und auf der anderen Seite eine große Gruppe konservativer Christen. “Die gibt es aber so gar nicht.”

Der Konflikt zwischen Extremmeinungen wird Kumkar zufolge oft nur unterstellt. So auch in der Debatte über die ehemalige Kandidatin der SPD für das Bundesverfassungsgericht, Frauke Brosius-Gersdorf: „Erst durch die Erzählung, es gebe eine linksradikale Szene, die das Verfassungsgericht kapern wolle, wurde daraus ein politisches Problem.“

Kumkar forscht an der Universität Bremen zu politischen Konflikten, sozialer Ungleichheit, Rechtspopulismus und Verschwörungstheorien. Am Montag erscheint sein Buch „Polarisierung“, in dem er sich mit der angeblichen Spaltung der Gesellschaft und dem Erfolg des Rechtspopulismus beschäftigt.