Eine Maßnahme gegen den drohenden Fachkräftemangel? Die Älteren zum Weiterarbeiten bewegen, rät eine neue Bertelsmann-Studie. Der Sozialverband VdK hält davon gar nichts.
Rentnerinnen und Rentner in Deutschland dürfen aus Sicht des Sozialverbandes VdK nicht durch gesellschaftlichen Druck zum Weiterarbeiten gedrängt werden. “Niemand darf Rentnerinnen und Rentnern ein schlechtes Gewissen machen, wenn sie im Ruhestand nicht mehr arbeiten wollen oder können”, betonte die VdK-Präsidentin Verena Bentele laut Mitteilung des Verbands am Donnerstagabend in Berlin.
Hintergrund ist eine ebenfalls am Donnerstag veröffentlichte Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung für die Bertelsmann-Stiftung. Sie geht davon aus, dass durch finanzielle Anreize, altersgerechte Jobangebote und anderen Maßnahmen bis 2035 rund 1,3 Millionen Vollzeitbeschäftigten unter den 55- bis 70-Jährigen gewonnen werden könnten. Damit könne der sich abzeichnende Fachkräftemangel gelindert werden. Eine gleichzeitig veröffentlichte Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) kommt zu einem ähnlichen Ergebnis.
Bentele kritisiert diese Art der Arbeitsmarktforschung: “Laufend werden neue Daten und Ansätze präsentiert, wie man ältere Menschen länger im Job halten kann. Wer fit ist, kann und darf schon heute in der Rente arbeiten.” Menschen, die diese Möglichkeit aber nicht nutzen könnten, etwa weil sie Angehörige pflegen oder selbst krank sind, würden dabei vergessen. Auch bestehe die Gefahr, dass auf die ältere Generation zunehmend Druck ausgeübt werde, später in den Ruhestand zu gehen.
Von der Politik forderte der Verband, Arbeitgeber dazu zu verpflichten, altersgerechte Arbeitsplätze zu schaffen. “Den Druck auf die älteren Menschen zu erhöhen, ohne gleichzeitig die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen, führt nur zu weiterem Frust”, mahnte Bentele.