Der Sozialverband in Hamburg fordert mehr Chancen und Hilfen für arbeitswillige Menschen ab 50 Jahren. Den Anlass hierfür bildeten gestiegene Arbeitslosenzahlen in dieser Altersgruppe sowie Tausende bevorstehende Eintritte in den Ruhestand und damit fehlende Fachkompetenz in den kommenden Jahren, teilte der Hamburger Landesverband des Sozialverbands Deutschland (SoVD) am Donnerstag mit. Der Hamburger SoVD-Landeschef Klaus Wicher appellierte an Politik und Wirtschaft, Klagen über zu wenige Fachkräfte verstärkt Taten folgen zu lassen.
Die Zahl arbeitsloser Menschen über 50 Jahre sei in Hamburg im Januar um 6,7 Prozent im Vergleich zum Vormonat gestiegen, im Vorjahresvergleich sogar um 9,9 Prozent, informierte der SoVD Hamburg unter Verweis auf Angaben der Agentur für Arbeit. Von den gut eine Million Voll- und Teilzeitkräften, die derzeit in der Stadt arbeiten, würden in den kommenden fünf bis sieben Jahren fast 100.000 in Rente gehen, in den darauffolgenden fünf Jahren folgten weitere 224.000 Männer und Frauen, sage die Agentur voraus. „Viele Ältere sind gut ausgebildet oder müssten nur ihre Fachkompetenz auffrischen. Ü-50 braucht deutlich mehr Chancen!“, erklärte Wicher.
Besonders auffällig sei die Statistik für Menschen über 50 und über 55 Jahren, die Bürgergeld beziehen, so der SoVD. Hier sei die Zahl im Januar zum Vorjahresmonat um 11,8 bzw. 18,2 Prozent gestiegen.
Wer mehr Unterstützung benötige, müsse in einem – auch von der Stadt mitfinanzierten – sozialen Arbeitsmarkt eine Perspektive bekommen, forderte der SoVD Hamburg. Das gelte auch für jene Arbeitslose, die nicht ohne Weiteres einen Job im ersten Arbeitsmarkt finden.
„Es gibt genug Arbeit in den Bezirken, die auch von weniger qualifizierten oder Menschen mit Einschränkungen erledigt werden können“, sagte Wicher. „Die Beschäftigungsgesellschaften sind besonders kompetent, um diesen Menschen mit stadtteilbezogenen Projekten helfen zu können. Gemeint sind Kantinen, Seniorenzentren, Sozialcafés oder Sozialkaufhäuser.“
Diese Angebote würden angesichts der schwierigen Lage von zunehmend mehr Menschen in der Stadt immer wichtiger. „Hamburg hat hier eine große Aufgabe und muss auch als Geldgeberin einspringen, um schnell zu helfen. Ein sozialer Arbeitsmarkt muss mehr und mehr aufgebaut werden, um auch Menschen, die weniger leistungsfähig sind, eine Chance zu eröffnen“, forderte Wicher.