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SOS Humanity rettet 90 Flüchtlinge im Mittelmeer

Die Hilfsorganisation SOS Humanity hat bei mehreren Einsätzen 90 Geflüchtete im Mittelmeer gerettet. Zunächst nahm die „Humanity 1“ in der Nacht auf Montag in der maltesischen Such- und Rettungszone 31 Menschen an Bord, wie die Seenotretter mitteilten. Bei einem zweiten Einsatz am Montagmorgen seien 31 weitere Flüchtlinge und Migranten gerettet worden. Unter den Überlebenden sind den Angaben zufolge mehrere Minderjährige. Am Nachmittag seien bei einer dritten Rettungsaktion 28 Menschen an Bord genommen worden.

Die Menschen seien erschöpft, teilweise seekrank, aber ansonsten in einem stabilen medizinischen Zustand, erklärte SOS Humanity im Internetdienst X, ehemals Twitter.

Bei dem ersten Einsatz in der Nacht auf Montag seien die Schutzsuchenden von einem überbesetzten Holzboot an Bord genommen worden. Nachdem der Treibstoff ausgegangen war, sei das Boot manövrierunfähig auf offener See getrieben. Die zweite Rettung sei mit den italienischen Behörden abgesprochen worden, teilte die Organisation mit. An Bord des nicht seetauglichen Schlauchbootes habe sich weder Nahrung noch Wasser befunden.

Nachdem ein Fischerboot einen dritten Seenotfall gemeldet habe, habe die Besatzung der „Humanity 1“ am Nachmittag ein überfülltes Fiberglasboot entdeckt, das ebenfalls in der maltesischen Such- und Rettungszone getrieben sei. Bei Ankunft der Rettungsteams habe das Boot bereits Schlagseite gehabt. Zunehmender Wind und über zwei Meter hohe Wellen hätten den Einsatz erschwert.

Mit den insgesamt 90 Geretteten an Bord sei die „Humanity 1“ nun auf dem Weg nach Bari. Über 1.000 km und mehr als drei Tage Fahrt müsse das Schiff zurücklegen, um den Hafen zu erreichen, den die italienischen Behörden der Crew zugewiesen hätten. Dies sei ein unnötiges Risiko für das Wohlergehen der Geretteten, kritisierte SOS Humanity. Etliche Häfen in Süditalien wären schneller zu erreichen.

Die Schiffe privater Organisationen retten im Mittelmeer immer wieder Flüchtlinge und Migranten vor dem Ertrinken. Am Wochenende nahm die „Geo Barents“ von „Ärzte ohne Grenzen“ 63 Schutzsuchende an Bord. Die italienischen Behörden hätten der Crew daraufhin den Hafen von Genua zugewiesen, der bis zu sechs Tage entfernt liege, teilte die Hilfsorganisation im Internetdienst X, ehemals Twitter, mit.

Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Seit Beginn des Jahres kamen laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) bei der Überquerung 2.440 Menschen ums Leben oder sie werden vermisst. Die Dunkelziffer liegt demnach vermutlich deutlich höher. Eine staatlich organisierte Rettungsmission gibt es zurzeit nicht.

Nach einem Rettungseinsatz weisen die italienischen Behörden den privaten Seenotrettern häufig weit entfernte Häfen zu. „Ärzte ohne Grenzen“ kritisierte, dass die „Geo Barents“ in diesem Jahr 80 Tage mit „unnötig langen Reisen“ zu den ihnen zugewiesenen Häfen verbracht habe.