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SOS Humanity befürchtet Zunahme von Gewalt bei EU-Asylreform

Die EU-Asylreform setzt auch auf stärkere Zusammenarbeit mit nordafrikanischen Ländern. Hilfsorganisationen befürchten Gefahren für minderjährige Flüchtlinge.

Die EU plant eine Asylreform, die SOS Humanity kritisiert
Die EU plant eine Asylreform, die SOS Humanity kritisiertImago / Shotshop

Die zivile Seenotrettungsorganisation SOS Humanity befürchtet eine Zunahme von Gewalt auch gegenüber minderjährigen Flüchtlingen, wenn die neuen europäischen Asylreformen in Kraft treten. Dies sei bereits bei der Zusammenarbeit der EU mit der libyschen Küstenwache zu beobachten, erklärte Geschäftsführer Till Rummenhohl bei einer Pressekonferenz seiner Organisation und der SOS-Kinderdörfer in Berlin.

Auch minderjährige Flüchtlinge berichteten von Folterungen in Lagern in Libyen. Rettungen auf dem Mittelmeer fänden teilweise “mit Granaten am Gürtel” statt. Rückführungen in die Heimatländer seien gewaltsam. Ähnliches sei zu befürchten, wenn die EU bei ihrer Flüchtlingspolitik wie geplant mit Tunesien zusammenarbeite. Eine Zusammenarbeit mit diesen Ländern müsse deshalb sofort gestoppt werden, so Rummenhohl.

Wer hinter SOS Humanity steckt

SOS Humanity ist eine Nichtregierungsorganisation für zivile Seenotrettung im Mittelmeer. Sie wurde 2015 in Berlin gegründet, tritt seit 2022 unter dem Namen SOS Humanity auf und ist seit August 2022 mit dem Rettungsschiff Humanity 1 im Einsatz. Nach eigenen Angaben konnte sie seit 2016 rund 39.000 Menschen vor dem Ertrinken im zentralen Mittelmeer retten, darunter rund 9.400 Kinder. Die Organisation geht von rund 25.000 Menschen aus, die in den vergangenen zehn Jahren im zentralen Mittelmeer ertrunken sind, davon rund 3.500 Kinder.

Die Vorständin der SOS-Kinderdörfer, Lanna Idriss, betonte, kein Kind fliehe freiwillig. Sie seien gezwungen durch Kriege, Klimakatastrophen und Hunger. Auf ihren Fluchtwegen seien sie besonders von Gewalt und Misshandlungen betroffen. Immer wieder verschwänden Kinder auch auf ihren Fluchtrouten, wie man durch entsprechende Berichte wisse.