Von Andreas Bohne
Kapstadt zieht Touristen an – der Tafelberg, die Waterfront oder das Kap der Guten Hoffnung sind häufig Ziel von Ausflügen. Aber die wenigsten Touristen würden zum Beispiel die New Eisleben Road – benannt nach dem Geburts- und Sterbeort von Martin Luther – entlangfahren. Diese Straße liegt im Township Philippi, einem sozialen Brennpunkt von Kapstadt. Laut Schätzungen leben hier bis zu 400000 Menschen. Ungefähr 60 Prozent der 15- bis 65-Jährigen haben keine Arbeit. Zwei Drittel der Arbeitslosen sind noch nie einer Lohnarbeit nachgegangen. Armut, Kriminalität, Drogenmissbrauch und HIV/Aids sind vorherrschende Probleme. Mitten in dem Township, an der New Eisleben Road, steht eine Kirche, deren Ursprung auf Einwanderer der Mark Brandenburg zurückgeht. Hier befindet sich das lutherische Community Centre iThemba Labantu. Gegründet wurde es durch die beiden lutherischen Kirchen Evangelical Lutheran Church in Southern Africa und der Evangelical Lutheran Church in South Africa (Kapkirche) sowie der Morawian Church (Herrnhuter Brüdergemeinde). Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts.
Berufliche Alternativen aufzeigen
Geleitet wird iThemba Labantu durch Pfarrer Otto Kohlstock, dem einzigen Mitarbeiter des Berliner Missionswerks in Südafrika. Gemeinsam mit seinen MitarbeiterInnen versucht er die sozialen Probleme in Philippi ein wenig zu entschärfen und die südafrikanische Energiewende voranzutreiben. Daher fiel vor zwei Jahren der Entschluss, eine Ausbildung zum/zur SolartechnikerIn anzubieten und erneuerbare Energien in Kapstadt und Südafrika bekannter zu machen. „Unser Centre engagiert sich schon seit einiger Zeit in Fragen des Umweltschutzes und der erneuerbaren Energien“, betont Otto Kohlstock in einem Gespräch. „Wir wollen nicht nur ein Vorbild für die Townshipbewohner sein, sondern ihnen auch berufliche Alternativen aufzeigen.“ Otto Kohlstock geht davon aus, dass die Solarnutzung in Südafrika vor dem großen Sprung steht und sich endlich entsprechend ihrer natürlichen Potenziale entwickeln wird. Hier liegt für ihn eine Chance, ökologische Stromversorgung und Armutsbekämpfung zusammenzubringen. Jetzt den Anschluss zu verpassen, wäre seiner Meinung nach fatal. Ähnlich sieht das der Berliner Verein Solidaritätsdienst-international e.V. (SODI) und das Berliner Missionswerk, welche iThemba Labantu bei der Ausbildung von SolartechnikerInnen unterstützt.
Potenzial für Solarenergie ist da – Widerspruch ebenso
Die natürlichen Voraussetzungen für Solarenergie in Südafrika sind als hoch einzuschätzen – da sind sich Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft einig. „Wir gehen davon aus, dass Südafrika nicht an der Stromgewinnung durch Sonnenkraft vorbeikommt“, so Otto Kohlstock. „Erstens schafft der einzige Stromerzeuger ESKOM es nicht, den Strombedarf des Landes zu decken. Zweitens scheint hier ja so häufig die Sonne, dass es sträflich wäre, dieses Potenzial nicht zu nutzen.“ Fast 200 000 Quadratkilometer eignen sich mit einer hohen Sonneneinstrahlung besonders für die Solarenergie. Vor allem die Provinz Nordkap im Nordosten Südafrikas besitzt hier eines der höchsten Potenziale weltweit. Mit der Ausnutzung der Sonnenenergie könnte der steigende Energiebedarf deutlich gedeckt werden und viele ökologische, ökonomische und soziale Herausforderungen angegangen werden. Denn weltweit ist Südafrika die Nummer zwölf bei der Emission klimaschädlicher Gase. Ursache ist die Verstromung durch Kohle, die 90 Prozent der Stromversorgung ausmacht.
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