Am Mittwoch sollte die Petition enden – nun ist sie angesichts des wachsenden Zuspruchs verlängert worden: Über 92.000 Menschen haben dafür unterzeichnet, dass Social Media erst ab 16 freigegeben werden sollte. In acht Wochen soll sie an den Petitionsausschuss des Bundestags übergeben werden, der sich mit dem Thema befassen muss.
Initiatorin fordert die Politik zum Handeln auf
Sie freue sich über die Aufmerksamkeit für das Thema, sagte Initiatorin und Pädagogin Jeannette Deckers auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). “Aber das alles ist nicht genug”; die Bundesregierung müsse schnell aktiv werden. Hoffnung mache ihr eine Ankündigung der neuen Bildungsministerin Karin Prien (CDU), so Deckers. Im “Tagesspiegel” hatte die Politikerin zu Jahresbeginn erklärt, wo soziale Medien süchtig machten und Schaden anrichteten, müsse der Staat seinem Schutzauftrag gerecht werden.
Social-Media-Verbot: Vorbild Australien
Als Vorbild betrachtet Deckers, die auch Autorin und Mutter ist, ein entsprechendes Gesetz in Australien. Dort wurde im vergangenen November ein Nutzungsverbot Sozialer Medien für Jugendliche unter 16 Jahren beschlossen. Europäische Länder wie Frankreich, Großbritannien oder die Niederlande erwägen dies ebenfalls; in der Schweiz hat eine laufende ähnliche Petition über 48.000 Stimmen erhalten. An technischen Möglichkeiten – etwa einer Altersverifikation über die eID-Funktion von Ausweisen – scheitere es nicht, mahnte Deckers.
Medienpädagogen oft gegen ein Verbot
In der hiesigen Debatte sprächen sich Medienpädagogen häufig gegen Verbote aus, fügte sie hinzu. Dabei “schmeißen sie allerdings alle digitalen Möglichkeiten in einen Topf”. Eine Altersbeschränkung für Tiktok und Co. bedeute nicht, dass Kinder keine Medienkompetenz erwerben sollen: “Wir vermitteln Lesekompetenz, ohne Kinder Pornos lesen zu lassen. Wir geben Kindern selbstverständlich etwas zu trinken, aber keinen Alkohol. Genauso müssen wir mit den Medien verfahren.”
Süchtig machende und traumatisierende Inhalte sind das Problem
Konkret bedeute dies, dass Kinder die Plattformen als Werkzeug nutzen und kreativ sein könnten, “aber süchtig machende Anwendungen, traumatisierende Inhalte, die sich nachweislich negativ auf die mentale und körperliche Gesundheit auswirken, müssen wir von ihnen fernhalten. Zudem müssen wir den Zugriff von Erwachsenen auf Kinder über ‘soziale’ Medien oder über Chats in Online-Games verhindern.”