Artikel teilen:

Showtime – Die Amtseinführung der US-Präsidenten

Den ersten Ball zur Amtseinführung eines US-Präsidenten gab es 1809 unter James Madison. Die Tickets kosteten vier Dollar. Seither hat sich einiges getan rund um die Feiern zur “Inauguration”.

“Für die Sicherheitsbehörden ist die Amtseinführung wie der Super Bowl für Footballer.” So hat es einmal der frühere FBI-Chef James Comey formuliert. Es ist davon auszugehen, dass diese Einschätzung auch für den 20. Januar gilt, wenn Donald Trump als Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt wird – zum zweiten Mal nach 2017. Infolge des mutmaßlich islamistischen Terroranschlags von New Orleans in der Silvesternacht wurden die Sicherheitsvorkehrungen noch einmal verschärft.

In Comeys Vergleich schimmert aber auch noch etwas anderes durch: Über die Jahrzehnte haben die Inaugurationsfeierlichkeiten immer mehr an Show und Glamour zugelegt, ähnlich wie das Endspiel der National Football League in Amerikas Nationalsportart. Welche Celebritys der jeweilige Amtsträger um sich schart, erlaubt durchaus den ein oder anderen Rückschluss auf Stil und Politik des ersten Mannes im Land.

Coronabedingt fielen die Feiern zur Amtseinführung von Trumps Vorgänger Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris weniger opulent aus als die “Inaugural Ceremonies” der jüngeren Vergangenheit. Prominenz war gleichwohl zugegen. Bei der Vereidigung sang Lady Gaga die Nationalhymne; Jennifer Lopez war ebenfalls mit einer musikalischen Darbietung vertreten.

Ein weiterer Höhepunkt war der Auftritt der 23-jährigen Dichterin Amanda Gorman. Die aus Los Angeles stammende Afroamerikanerin trug bei der Vereidigung ein Gedicht vor. Ein Programmpunkt, den lediglich drei Vorgänger Bidens in den Ablauf einbanden, allesamt Demokraten: Barack Obama 2009 und 2013, Bill Clinton 1997 und 1993 sowie John F. Kennedy 1961.

Damals wollte der schon 86-jährige Robert Frost in einem eigens verfassten Poem “den Ruhm eines neuen Augusteischen Zeitalters” ankündigen. Weil ihn die Sonne blendete und dazu ein scharfer Wind wehte, legte der Literat seinen Zettel mit dem Gedicht beiseite – und rezitierte stattdessen auswendig “The Gift Outright”, eines seiner berühmtesten Werke.

Überhaupt ranken sich um Kennedys Amtseinführung Storys in Fülle. Die Nationalhymne sang seinerzeit Marian Anderson. Mit der Wahl der afroamerikanischen Opernsängerin sandte Kennedy ein Signal an die Adresse derer, die in den 60er Jahren weiter an der Rassentrennung festhalten wollten.

Gleichwohl behielt mindestens einer die Feiern in bitterer Erinnerung: Der Entertainer Samy Davis jr. blieb auf Wunsch Kennedys der Vereidigung sowie der am Vorabend von Frank Sinatra organisierten Gala mit Stars wie Ella Fitzgerald und Harry Belafonte fern. Davis hatte kurz vorher die schwedische Schauspielerin May Britt geheiratet – und Kennedy fürchtete offenbar negative Publicity, wenn er sich mit einem “gemischtrassigen Paar” zeigte in einer Zeit, in der solche Verbindungen in einigen US-Bundesstaaten noch verboten waren.

Der Blick zurück fördert auch andere Überraschungen zutage. So sang der “Godfather of Soul” James Brown ausgerechnet bei der Gala zur Amtseinführung des knochenharten Republikaners Richard Nixon 1969. Er habe die Einladung angenommen, weil er dem neuen Amtsinhaber die Chance geben wollte, die US-Bürger “in jeder Hinsicht” zusammenzubringen, gab Brown zu Protokoll.

Ein Einigungswerk ganz eigener Art gelang Bill Clinton 1993, als er “Fleetwood Mac” nach längerer Auszeit auf die Bühne brachte. Von der britisch-amerikanischen Band kam Clintons Wahlkampfsong “Don’t Stop”.

Legendär geriet auch Aretha Franklins Auftritt mit “My Country ‘Tis of Thee” bei der Amtseinführung von Barack Obama 2009. Da konnte Donald Trump 2017 mit Musikern wie Countrysänger Toby Keith nicht ganz mithalten. Diesmal sind offenbar unter anderen Country-Star Carrie Underwood und die populäre Disco-Gruppe “Village People” mit von der Partie. Wie Obama legte Trump seinen Amtseid auf jener Bibel ab, die schon 1861 Abraham Lincoln für den gleichen Zweck nutzte. Voraussichtlich wird er das auch diesmal tun – die Details der Feierlichkeiten werden erst nach und nach bekannt.

Nicht fehlen darf schließlich die “Inaugural Adress”. Mit seiner Rede setzt der neue Präsident die erste Duftmarke seiner Amtszeit. Bidens Vorgänger brauchten dafür 135 bis 8.445 Wörter. Trump ist dafür bekannt, es eher kurz – Kritiker sagen auch: schlicht – zu halten. Beim letzten Mal kam er auf etwas über 1.400 Wörter.