Zivile deutsche Seenotretter beklagen immer schwieriger werdende Bedingungen für ihre Einsätze zur Rettung von Bootsmigranten im Mittelmeer. “Die Behinderung unserer Rettungsflotte durch staatliche Maßnahmen eskaliert”, sagte die politische Sprecherin der Organisation SOS Humanity, Mirka Schäfer, in Berlin. Europäische Staaten und die EU setzten weiterhin auf Abschottung statt Schutz und missachteten dabei internationales Recht. So würden etwa zivile Schiffe in vielen Fällen von Behörden festgesetzt. Das zentrale Mittelmeer bleibe eine der gefährlichsten Fluchtrouten der Welt, so Schäfer.
Jährlich versuchen Zehntausende mit Hilfe von Schleppern, von der Küste Nordafrikas über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Dabei sterben Jahr für Jahr mehr als 1.000 Migranten. 2016 sind laut Hilfsorganisationen rund 4.500 und insgesamt seit 2015 fast 29.000 auf dem Weg über das Mittelmeer gestorben oder verschwunden. Die Dunkelziffer sei hoch, hieß es. Zugleich erreichten knapp 930.000 Menschen in diesem Zeitraum Italien.
Mittelmeer: 175.000 Flüchtlinge gerettet
Gemeinsam mit anderen Seenotrettungsorganisationen zog SOS Humanity Bilanz nach zehn Jahren Einsätzen im zentralen Mittelmeer. Demnach waren die privaten Helfer an der Rettung von rund 175.000 Menschen beteiligt.
21 zivile Organisationen versuchten im zentralen Mittelmeer, in Seenot geratene Geflüchtete zu retten, hieß es weiter. Zehn davon kämen aus Deutschland, darunter neben SOS Humanity etwa United4Rescue, Sea-Watch und Sea-Eye. Sie forderten am Mittwoch “ein Ende der politischen Blockaden von Rettungseinsätzen”. Die EU müsse ein staatliches Rettungsprogramm einsetzen und die Kooperation mit autoritären Regimen wie Tunesien und Libyen beim Grenzschutz beenden.