Das Kirchenasyl steht im Mittelpunkt einer Ausstellung, die das evangelische Informationszentrum „Kapitel 8“ am Dom in der Bremer Innenstadt bis zum 22. November zeigt. Bei einem Kirchenasyl gewährt eine Kirchengemeinde von Abschiebung bedrohten Geflüchteten einen zeitlich befristeten Schutz. Ziel ist es, eine erneute sorgfältige Prüfung ihrer Situation durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge zu erreichen.
Menschen, denen aus Sicht der Kirche durch eine Abschiebung Gefahren für Leib, Leben oder Freiheit oder nicht hinnehmbare Härten drohen, sollen dadurch ein neues Asylverfahren oder ein Bleiberecht in Deutschland erhalten. Nach Angaben von Lars Ackermann vom Bremer Verein „Zuflucht“ steigt die Zahl der Fälle von Kirchenasyl gegenwärtig rapide an.
Während bis 2020 in Bremen jährlich etwa 20 bis 35 Fälle gezählt wurden, seien es im vergangenen Jahr bereits 95 gewesen. Im laufenden Jahr sei schon 97-mal Kirchenasyl gewährt worden. „80 Anfragen pro Woche erreichen uns“, sagte Ackermann. Mit der Schau blickt „Zuflucht“ auch auf sein 30-jähriges Bestehen zurück.
In Niedersachsen und Bremen gab es nach Angaben des ökumenischen Netzwerkes Asyl in der Kirche im vergangenen Jahr 227 Fälle von Kirchenasyl. Hintergrund für das Engagement der Gemeinden ist das grundgesetzlich verankerte Recht auf Schutz von Menschenwürde, Freiheit und körperlicher Unversehrtheit. Der Staat toleriert das Kirchenasyl, bei dem Kirchengemeinden Flüchtlingen Wohnraum bieten und sie versorgen. Allerdings kann er von seinem Zugriffsrecht Gebrauch machen, um Betroffene abzuschieben.