Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern eine unbedachte Berichterstattung über den Gaza-Krieg vorgeworfen. „Das dort transportierte negative Israel-Bild ist häufig ein Brandbeschleuniger für den Extremismus in Deutschland“, sagte Schuster in einem Zeitungsinterview der Würzburger „Main Post“ und der „Augsburger Allgemeinen“ (Samstagausgaben). Hass würde zwar vor allem über soziale Medien in die Gesellschaft getragen. „Aber ich sehe auch eine Verantwortung bei den klassischen Medien, allen voran den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern“, mahnte Schuster.
„Bilder generell, aber ganz konkret die aus dem Nahen Osten, wirken einfach mehr als Worte“, sagte der Zentralratspräsident. Jeder Verletzte in Gaza tue ihm genauso leid wie ein verletzter Israeli, betonte er. Allerdings würden die Menschen im Gazastreifen von der Hamas „ganz bewusst als menschliche Schutzschilde“ benutzt. Abschussrampen und Terrorzentralen würden unter Wohnhäusern, Krankenhäusern und Schulen angelegt. „Viele dieser Gebäude werden gar nicht mehr in dieser Form genutzt und trotzdem heißt die Meldung: Angriff auf Schule“, kritisierte Schuster die Bildauswahl bei der Berichterstattung.
Er betonte, dass Kritik an der israelischen Kriegsführung nicht antisemitisch sei, wenn sie nicht in entsprechende Denkmuster verfalle. „Ich empfehle die sogenannte Drei-D-Theorie“, erklärte der Zentralratspräsident. Legitime Kritik erreiche eine Grenze, wo Israel dämonisiert oder in seinem Existenzrecht delegitimiert werde oder wo es mit Doppelstandards gemessen würde, die man an andere Länder nicht anlege. Mit diesen Kriterien könne man gut zurechtkommen, so Schuster. Es sei „völlig unstrittig“, dass man die Politik von Israels Premierminister Benjamin Netanjahu kritisieren könne, ebenso wie man nicht alle Entscheidungen des deutschen Bundeskanzlers gut finden müsse. „Genau das ist Demokratie“, fügte Schuster hinzu. (00/3810/29.11.2024)