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Schlögel: “Russland-Versteher” verstehen von Russland wenig

Der diesjährige Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels Karl Schlögel
hat dazu aufgerufen, von den Erfahrungen der Menschen in der Ukraine zu lernen. „Es gibt in Deutschland viele Russland-Versteher, aber zu wenige, die von Russland etwas verstehen“, sagte der Osteuropa-Historiker am Sonntag in der Frankfurter Paulskirche, wo er mit dem Friedenspreis ausgezeichnet wurde.

Die Menschen in der Ukraine hätten gelernt, dass sich Aggressoren nur mit Worten nicht aufhalten ließen, und dass es nur den Appetit der Aggressoren steigere, wenn man ihnen entgegenkäme, sagte Schlögel weiter: „Sie bringen uns bei, dass Landesverteidigung nichts mit Militarismus zu tun hat.“ Europa sei heute nicht nur mit einem imperialen Russland konfrontiert, sondern auch mit einem unberechenbaren Amerika „in einer Situation, in der alles offen ist“.

Die ukrainisch-deutsche Schriftstellerin Katja Petrowskaja erinnerte in ihrer Laudatio daran, dass Schlögel kurz nach dem russischen Vollangriff auf die Ukraine 2022 dafür um Verzeihung gebeten habe, dass er diesen Krieg nicht habe kommen sehen. Auf eine solche Bitte um Entschuldigung von Politikern und Politikerinnen, die den russischen Präsidenten Wladimir Putin auch noch nach der Krim-Annexion 2014 weiter hofiert hätten, warte sie bis heute, sagte Petrowskaja.

Der Friedenspreis wird seit 1950 vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert. Die Auszeichnung wird traditionell am letzten Tag der Frankfurter Buchmesse in der Paulskirche in Frankfurt am Main verliehen. Im vergangenen Jahr wurde die amerikanisch-polnische Journalistin und Historikerin Anne Applebaum geehrt.