Rund 1.000 junge Rotbauchunken werden am Dienstag im Naturschutzgebiet Maura am Schaalsee (Kreis Herzogtum Lauenburg) ausgesetzt. Die zehn Wochen alten und fingerspitzengroßen Amphibien würden am Rande des Salemer Moors sowie in Woltersdorf und Panten angesiedelt, teilte die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein am Donnerstag mit. „Rotbauchunken sind eine stark gefährdete Amphibien-Art“, sagte Hauke Drews, Projektmanager bei der Landesstiftung, dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Zuvor wurde Laich eingesammelt und künstlich aufgezogen, um natürliche Verluste der Kaulquappen zu vermeiden. „In der Natur überstehen nur rund zehn Prozent der Unken das Laichstadium, bei der künstlichen Aufzucht sind es über 90 Prozent“, sagte der Biologe. In Deutschland kommen die bis zu sechs Zentimeter großen Amphibien mit dem knallroten Bauch nur noch im Norden und Nordosten vor.
Rotbauchunken (Bombina bombina) lieben flache, saubere und sonnige Gewässer ohne Fische in Weideflächen. Die Umwandlung von Weidegrünland in Acker habe zum Verschwinden der Art geführt. Teiche, die im Frühjahr zur Fortpflanzung und als Laichgewässer dienten, liefen voll mit Düngerstoffen und wüchsen zu.
Auf der Ostseeinsel Fehmarn startete Drews das schleswig-holsteinische Rettungsprojekt. 2003 wurde der erste Laich eingesammelt, eine dänische Amphibien-Aufzuchtstation zog die Kaulquappen und Jung-Unken auf, die dann in vorhandene oder neu angelegte Teiche der Naturschutzstiftung ausgesetzt wurden. „Es war das erste Amphibien-Rettungsprojekt dieser Art in Deutschland“, erinnerte sich Drews.
Die Rettungsaktion war erfolgreich: Zehn Jahre später waren auf Fehmarn wieder die melancholischen „Uuuh-uuuh-uuuh“-Rufe der Rotbauchunken aus den Naturschutzflächen bis in die Dörfer zu hören. „Sie wird ja auch die Nachtigall von Fehmarn genannt“, weiß Drews, der seine Rettungsmaßnahmen auch in anderen ehemaligen Verbreitungsgebieten umsetzte. So hat die Stiftung in den vergangenen 20 Jahren über 600 Kleingewässer in Weidegebieten im Stiftungsland für die seltenen Unken in Schleswig-Holstein angelegt.
Durch den Einsatz hat sich der Status der Rotbauchunken auf der Roten Liste der Amphibien Schleswig-Holsteins verbessert: Statt „vom Aussterben bedroht“ gelten sie jetzt als „stark gefährdet“. „Das ist bundesweit einzigartig“, sagte der Biologe. Doch in der normalen Agrarlandschaft sei die Situation für die Tiere weiterhin ungünstig. Auch in Schleswig-Holstein sei der Weg zu robusten Populationen im gesamten ehemaligen Verbreitungsgebiet noch weit. Drews: „Wir müssen weitermachen.“