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Schick begrüßt “Verfassungsviertelstunde” in Bayerns Schulen

Der emeritierte Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat dazu aufgerufen, in Zeiten des Wandels die Grundwerte der Verfassung nicht aus dem Blick zu verlieren. Es sei wichtig, dass alle Menschen in der Bundesrepublik das Grundgesetz kennen und achten. “Daran mangelt es zurzeit mit bekannten Folgen”, sagte Schick laut der Pressestelle des Erzbistums Bamberg am Freitag in Nürnberg. Dort fand die Fachtagung “Netzwerk Sinti Roma Kirchen” statt. Der Kirchenmann begrüßte zugleich den Plan der bayerischen Staatsregierung, eine wöchentliche “Verfassungsviertelstunde” an den Schulen einzuführen.

In diesem Zusammenhang regte Schick an, die Tradition wieder aufzunehmen, jeder Schülerin und jedem Schüler die Verfassung zu schenken. Außerdem sollten Integrationsmaßnahmen für Flüchtlinge und Migranten eine Einführung in das Grundgesetz verpflichtend vorsehen: “Unser Grundgesetz und die Verfassung des Freistaats Bayern sind gut. Sie garantieren eine freiheitliche Demokratie und eine humane Gesellschaft. Dafür verlangen sie Partizipation und lehnen Paternalismus ab.”

Die Tagung in Nürnberg steht unter dem Motto “Zwischen Paternalismus und Partizipation. Geschichte und Gegenwart kirchlicher Sozialarbeit mit Sinti und Roma”. Unter Paternalismus versteht man einen Politikstil, der seine Legitimation darauf begründet, dass die Regierenden die Regierten bevormunden.

Kirchliche Sozial- und Caritasarbeit dürfe nie in die Rolle des Paternalismus verfallen, sagte Schick. Vielmehr müsse sie dazu beitragen, dass alle Menschen und Gruppen in der Gesellschaft gleichberechtigt behandelt werden und vollumfänglich am gesellschaftlichen Leben teilhaben könnten. Partizipation setze die Anerkennung der Eigenständigkeit sowie die Solidarität mit allen anderen in der Gesellschaft voraus. Dabei müssten besonders die Minderheiten im Blick sein, die oft hilfsbedürftig seien. “Jedem Verstoß gegen Minderheiten und ihre Rechte muss gewehrt werden”, betonte der Erzbischof.