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Schauspielerin Meltem Kaptan sieht Integration auf gutem Weg

Künstlerin Meltem Kaptan erzählt von schwierigen Momenten in ihrer Schulzeit auf dem Gymnasium – und erklärt, warum sie seither einen Hang zum Perfektionismus hat.

Meltem Kaptan (44), türkischstämmige Schauspielerin, Comedienne, Moderatorin und Autorin, sieht die Integration auf einem guten Weg. “Menschen mit Migrationshintergrund gestalten das gesellschaftliche Leben in Deutschland viel mehr mit als früher”, sagte sie der “Apotheken-Umschau” (Sonntag). Mit Anfang 20 habe sie zum ersten Mal in einer Nachrichtensendung eine Moderatorin mit türkischem Nachnamen wahrgenommen, die sich damit einen Platz in der deutschen Öffentlichkeit erkämpft habe. Heute gehörten Menschen mit Migrationshintergrund wie selbstverständlich auch vor die Kamera.

Auf dem Gymnasium habe sie aber durchaus schwierige Momente erlebt, räumte die Künstlerin ein, die vor allem durch ihre preisgekrönte Hauptrolle im Film “Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush” bekannt wurde. So habe ihr die Deutschlehrerin in der zehnten Klasse klargemacht: “Meltem, du hast im Mündlichen eigentlich die Note Eins verdient. Aber ich kann sie dir nicht geben, sonst mache ich mich im Lehrerkollegium unglaubwürdig.” Tatsächlich habe sie dann eine Zwei bekommen.

Damals sei ihr bewusst geworden, dass ihr Vater recht gehabt habe mit der Aussage, Deutsch-Türken müssten mehr leisten, um gesehen und anerkannt zu werden. Bis heute stecke das in ihr drin: “Ich bin perfektionistisch veranlagt und gehe häufig über meine Grenzen, weil ich das Gefühl habe, dass es sonst nicht reicht.”

Zugleich plädierte die Comedienne für mehr Miteinander. “Wir sitzen alle im selben Boot und sind Kinder unseres Landes. Wir sollten immer wieder versuchen, uns gemeinsam an einen Tisch zu setzen.” Sie habe immer mehr den Eindruck, “dass wir uns nur noch um uns selbst drehen und nur noch unsere eigenen Standpunkte vertreten”. Das Gegenüber und seine Beweggründe würden kaum mehr wahrgenommen. Für sie sei das einer der Hauptgründe dafür, dass sich immer mehr Menschen in der Gesellschaft einsam fühlten und Ängste entwickelten: “Und genau diese Ängste sind es auch, die dazu beitragen, dass man immer radikalere politische Ansichten entwickelt.”