Schwarzarbeit ist in Privathaushalten weiterhin die Regel und deutlich verbreiteter als in anderen Bereichen. Mehr als neun von zehn Haushaltshilfen in Deutschland (91 Prozent) sind illegal beschäftigt, wie eine am Samstag veröffentlichte Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln ergab. Der Umsatz dieser Schattenwirtschaft wuchs demnach in den vergangenen zwei Jahren um rund 15 Prozent auf 11,4 Milliarden Euro, ein weiterer Anstieg nach 7 Milliarden Euro 2020 und 9,8 Milliarden Euro 2022. Die Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag) hatten zuerst darüber berichtet.
Die Zahl der offiziell angemeldeten Haushaltshilfen sank in diesem Jahr gegenüber 2023 um 4,5 Prozent auf rund 247.000 Minijobber. 44.000 Arbeitskräfte sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt und 20.000 arbeiten selbstständig in Privathaushalten. Daraus ergebe sich, dass in 3,7 Millionen Haushalten in Deutschland schwarz gereinigt, eingekauft, gemäht und bei der Bewältigung des Alltags geholfen werde, schreiben die Autoren der Studie, die im Wesentlichen auf Mitte November veröffentlichten Zahlen des sogenannten Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) beruht.
„Durch die hohe Schwarzarbeitsquote im Bereich der Haushaltshilfen gehen Deutschland erhebliche Steuereinnahmen verloren, während die Betroffenen ohne Schutz und Absicherung arbeiten“, erklärte IW-Wirtschaftsethiker Dominik Enste. Er forderte die Politik auf, „die richtigen Anreize für legale Beschäftigung“ zu setzen. Der Privathaushalt werde oft nicht als regulärer Arbeitsort betrachtet, und bürokratische Hürden und hohe Kosten wirkten abschreckend auf die Haushalte, hieß es. Für viele Haushaltshilfen seien zudem Sozialversicherungsabgaben unattraktiv, da sie keine zusätzlichen Leistungen erhalten.
Ein Gutscheinmodell zur Bezuschussung von Kosten für Haushaltshilfen, wie es im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung vereinbart und etwa in Schweden erfolgreich umgesetzt worden sei, kann nach Einschätzung der IW-Ökonomen Enste und Christina Anger helfen, die Schwarzarbeit zu reduzieren und zugleich einen Zugang zu legaler Beschäftigung zu schaffen. Die Experten wiesen auch auf die steigende Zahl von Pflegebedürftigen hin, bis 2070 könnten dies sieben Millionen Menschen sein. Damit wachse auch der Unterstützungsbedarf im Alltag. Daher sollte Deutschland „ein einfaches und effizientes Gutscheinmodell zumindest testweise einführen“, auch wenn dies bis zu fünf Milliarden Euro kosten könne.
Haushaltshilfen entlasten der Studie zufolge vor allem Frauen, die nach wie vor rund 80 Prozent der Haushaltsaufgaben übernehmen und durch die Unterstützung ihre Erwerbstätigkeit ausweiten können. Knapp die Hälfte aller Frauen arbeitet in Teilzeit, bei Müttern sind es zwei Drittel. Wenn Frauen mehr arbeiten, könnten sie auch besser für die eigene Rente vorsorgen, zudem werde der Fachkräftemangel abgeschwächt, schreiben die Autoren des arbeitgebernahen Instituts.