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Russischer Historiker: Nawalnys Tod entmutigt Oppositionelle zutiefst

Der Historiker und Politikwissenschaftler Alexey Gusev sieht nach dem Tod Alexej Nawalnys die liberalen Kräfte in Russland extrem geschwächt. Die aktuelle Situation sie zutiefst entmutigend, sagte Gusev in einem am Samstag veröffentlichten Beitrag der Universität Münster. „Das Bewusstsein, dass ein sinnvoller Protest praktisch unmöglich ist, verstärkt das Gefühl der Isolation der Oppositionellen – insbesondere derjenigen, die im Gefängnis sitzen.“ Gusev trat nach eigenen Angaben 2013 in die Partei Nawalnys ein und unterstützte dessen Kampagnen gegen das russische Regime, bevor er 2021 das Land wegen einer drohenden Verhaftung verlassen musste.

Der Tod Nawalnys stellt seiner Ansicht nach eine unmittelbare Bedrohung für Oppositionelle wie Ilya Yashin, Vladimir Kara-Murza oder Andrey Pivovarov dar. „Es ist von größter Wichtigkeit, ihre Namen immer wieder ins Rampenlicht zu rücken, um sicherzustellen, dass die Welt sich an ihre Notlage erinnert und sie anerkennt“, appellierte Gusav an die Weltpolitik.

Der Politikwissenschaftler betonte, dass die Mehrheit der russischen Gesellschaft den Krieg gegen das Nachbarland Ukraine nicht unterstützt. „Berichte, die auf ‘Umfragen’ oder das Ausbleiben von Protesten beruhen, verkennen die differenzierte Realität von Angst und Zwang, die die russische Gesellschaft durchdringt“, sagte der 34-Jährige, der seit 2023 Doktorand am Lehrstuhl für osteuropäische und ostmitteleuropäische Geschichte der Universität Münster ist. Die Äußerung abweichender Meinungen sei in seinem Heimatland sehr gefährlich.

Die Vergiftung Nawalnys im Jahr 2020, gefolgt von seiner Inhaftierung im Jahr 2021, seien Vorboten der anschließenden Unterdrückung Tausender Mitglieder der russischen Opposition gewesen, erklärte Gusav. „All das diente dem Regime der Vorbereitung der Invasion und des Krieges, der den wahren Interessen Russlands sowohl als Staat als auch als Gesellschaft grundlegend widerspricht.“ Er forderte Solidarität mit dem russischen Volk und die weitere Unterstützung der Opposition: „Die Missachtung des Wohlergehens seiner Bürger und seiner Nachbarn durch die russische Regierung unterstreicht die dringende Notwendigkeit internationaler Solidarität und Maßnahmen zur Verteidigung von Menschenrechten und Demokratie.“

Nawalny war nach Angaben der staatlichen russischen Nachrichtenagentur TASS am Freitag in der Strafkolonie im Norden Russlands, in der er inhaftiert war, zusammengebrochen und gestorben. Am Samstag wurde die Nachricht von seiner Sprecherin Kira Jarmysch auf X, vormals Twitter, bestätigt.